APA - Austria Presse Agentur

In Jänner gab es viel weniger Handel mit Großbritannien

Der britische Handel mit der EU ist im ersten Monat nach dem EU-Austritt des Landes deutlich eingebrochen. Um 40,7 Prozent seien die Exporte in die Union im Jänner im Vergleich zum Vormonat gesunken, teilte das Statistikamt ONS in London mit. Die Importe brachen um 28,8 Prozent ein. Auch der Außenhandel mit Österreich sei zurückgegangen, sagt der Wirtschaftsdelegierte in London, Christian Kesberg, zur APA: "Es ist die Pandemie, mit dem Bremskraftverstärker Brexit".

Die gesamten Aus- und Einfuhren nach Großbritannien sanken laut britischen Statistiken im Jänner um je rund ein Fünftel. Es handle sich um den größten monatlichen Rückgang seit Beginn der Aufzeichnungen im Jänner 1997, berichtete die dpa. Genaue Zahlen für den Rückgang bei österreichischen Exporten und Importen liegen der Wirtschaftskammer noch nicht vor.

Als Grund für den Einbruch im Jänner sieht Kesberg einerseits die Coronapandemie, die im Jänner in Großbritannien mit sehr hohen Infektionszahlen zu einem kompletten Lockdown geführt hatte, und andererseits die Folgen des Brexit. Hier seien im Jahr 2020 die Lager "bis zur Dachluke" vollgefüllt worden, aus Furcht vor einem No-Deal-Brexit und Versorgungsengpässen. Die Jänner-Zahlen im Außenhandel seien daher nur eine "Momentaufnahme", gibt er zu bedenken. In London seien der Handel und die körpernahen Dienstleister noch immer geschlossen. Unter den rund 250 österreichischen Niederlassungen in Großbritannien, vorwiegend im Maschinenbau, Anlagen und Nischenprodukten, gebe es aber auch Gewinner in der Krise.

Besonders getroffen in Großbritannien ist der Kfz-Sektor. Im Jänner sank die Autoproduktion auf der Insel den 17. Monat in Folge. Die Kfz-Zulassungszahlen gingen im Jänner um 39 Prozent zum Vorjahr zurück. Im Lockdown kaufe man eben kein Auto, meint der österreichische Delegierte der Wirtschaftskammer. Die Briten seien von der Coronapandemie noch stärker getroffen worden als Kontinentaleuropa, auch weil sie in der ersten Welle zu spät reagierten und sogar Bau und Industrie schließen mussten. Nun laufe aber eine erfolgreiche Impfkampagne, daher gehen die Erwartungen für 2021 von einer "sanften Erholung" der britischen Wirtschaft ausgehend von einem niedrigen Niveau aus.

Durch den nun endgültig vollzogenen Austritt Großbritanniens aus der EU fallen im Außenhandel auch Zölle an. Für die österreichischen Unternehmen dürften die Zollmeldungen 40 Mio. Euro pro Jahr zusätzlich kosten - bei einem Gesamtvolumen bei den Exporten von über 4 Milliarden Euro laut Kesberg wohl ein verkraftbarer Betrag, sagte er im Ö1-Mittagsjournal des ORF-Radio am Dienstag. Rund 150 heimische Unternehmen dominieren im Warenverkehr mit Großbritannien, der Mehraufwand sei für diese Firmen stemmbar. Sorgenkinder seien aber die Klein- und Mittelunternehmen (KMUs) mit weniger Exporterfahrung.