Indieband Granada hat für neue Platte "alles ausprobiert"

Im Oktober stellt die Band ihr neues Album "1' 30''" live vor
Noch verschlafen? Kein Problem, Granada hat das richtige Weckmittel parat und wünscht einen lautstarken "Guten Morgen": Mit diesem knackigen Rocker eröffnet die heimische Indie-Band ihr viertes Album "1'30''", das am Freitag erscheint. Das Quintett präsentiert sich darauf ungemein variantenreich und doch ganz dem Song verpflichtet, wie auch Sänger Thomas Petritsch unterstreicht: "Es ist ein extrem vielseitiges Album geworden, vielleicht das vielseitigste bis jetzt."

Humoristische Volten mit Punkflair ("Badewetter"), große, beinahe schlagereske Hymnen ("Feiawerk") oder balladeske Töne ("1999"), es hat tatsächlich sehr viel Platz auf dieser Platte, die Granada gemeinsam mit Paul Gallister aufgenommen hat. "Er hat maßgeblich am Sound mitgewirkt", unterstreicht Gitarrist Lukacz Custos im APA-Gespräch. "Speziell was die flächigen Synths angeht, hat er uns ermutigt, das auszuprobieren." Teils habe sich das dann so angefühlt, als ob man den eigenen Remix anfertige. Oder wie es Petritsch hinsichtlich "Feiawerk" augenzwinkernd formuliert: "Man hat sich nicht ausgekannt, ob das nicht die neue Playbackspur für Helene Fischer ist."

Ganz so ist es natürlich nicht, denn der hemdsärmelige Charme der 2015 gegründeten Formation ist immer noch vorhanden, ebenso wie die Akkordeoneinsätze und mehrstimmigen Gesangsharmonien. Aber ja, das den Moment feiernde "1'30''" wirkt tatsächlich nochmals ausgereifter, aber auch eine Spur weit polierter als Vorgängerwerke wie "Ge bitte!" oder "Unter Umständen". "Es war schon cool, dass wir so weit davon weggearbeitet haben, was wir sonst machen", meint Petritsch. "Einfach alles ausprobieren. Was nicht passt, wird weggenommen, und was übrig bleibt, lassen wir drin. So haben wir den Sound definiert und dem Ganzen einen roten Faden verpasst."

Dabei sei vom Songwriting her gar nicht viel anders gemacht worden, betont der Sänger. "Man kommt zusammen, erarbeitet gemeinsam Nummern und hat dann den Song. Aber in welchen Sound, in welches Gewand du den dann steckst - da musst du loslassen. Und Paul hat uns oft die Entscheidung abgenommen und gesagt: Probiert das oder das. Er denkt einfach in eine andere Richtung und hat das großartig gemacht." Für die Band sei das ein Prozess gewesen, "uns darauf einzulassen", so Akkordeonist Alexander Christof. "Aber Paul hat eine extrem starke Meinung, das war sehr hilfreich."

Ungeachtet dessen lädt Granada in der typischen Manier zum gemeinsamen Schwelgen und Schwitzen bei "Haß in da City" oder beschwört die "Letzte Nocht", in der zu folkigen Gitarren und treibenden Drums ordentlich getanzt werden darf. Wie geht es aber der Gruppe selbst, wenn sie die neuen Songs hört? "Ich habe ein spezielles Ritual, wenn das Album fertig ist", sagt Bassist Jürgen Schmidt. "Ich höre es einmal an, stelle es dann in den Kasten und höre es mir nie mehr an." Was natürlich zu kollektivem Gelächter führt. Tatsächlich sei man bei Schreib- und Aufnahmeprozess extrem nah an den Stücken, dass es danach einen gewissen Abstand brauche. "Letztlich ist es wie bei einer Geburt", so Custos. "Hältst du die gepresste Platte in Händen, dann weißt du einfach: Da sind wir jetzt."

Das Jetzt ist natürlich auch von Dingen beeinflusst, die rund um den Albumprozess passieren - allerdings geschehe das eher indirekt. "Natürlich nimmst du alle Dinge, die passieren, wahr und trägst sie mit", nickt Petritsch. "Andererseits versuchst du gerade im Studio, von diesen Sachen wegzukommen. Einfach die ganzen Sorgen wegschieben. Du schaffst einen Raum, wo das keine Rolle spielt. Es ist eine Blase, in der wir einfach zu fünft Musik machen. Du stehst zusammen, ohne genau zu wissen, welche Intention dahintersteht. Du weißt nur: Wir wollen musizieren." Gewisse Songs seien dabei so schnell entstanden, dass man schon am nächsten Tag nicht mehr genau wisse, was da passiert sei, erzählt Drummer Roland Hanslmeier: "Das sind dann magische Momente im Studio. Jeder weiß ganz genau, was er zu tun hat."

Das trifft natürlich auch auf die Konzerte zu, die nun zur Albumveröffentlichung anstehen, weiß Granada doch allen voran mit einer dynamischen Liveshow zu überzeugen. "Wir freuen uns schon sehr darauf", blickt Petritsch der Tour, die am 16. Oktober im Salzburger Rockhouse beginnt, entgegen. "Es werden sicher fantastische Abende. Und dann wird das Jahr zu Ende gehen, wir werden glücklich sein, und 2025 steht unser Zehn-Jahr-Jubiläum an. Arg, wie schnell man dort ist."

(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)

(S E R V I C E - Granada live: 16. und 17. Oktober Rockhouse Salzburg, 18. Oktober Conrad Sohm Dornbirn, 19. Oktober Treibhaus Innsbruck, 23. Oktober Arena Wien, 24. Oktober Posthof Linz, 25. Oktober Orpheum Graz; www.granadamusik.com)

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