APA - Austria Presse Agentur

Innsbrucks SPÖ-Mayr für Bildungskompetenz in Bundeshand

Wenn es nach Innsbrucks Bildungsstadträtin Elisabeth Mayr (SPÖ) geht, soll der "Fleckerlteppich" bei den Kompetenzen im Bildungsbereich künftig der Vergangenheit angehören. Sie sprach sich im APA-Gespräch dafür aus, dass der Bund für die Gesetze im gesamten Bildungsbereich - also auch für die Kindergärten - sorgen soll. Der derzeit auszuarbeitende Kinderbetreuungs-Rechtsanspruch in Tirol könnte als "Schlüssel am Weg dorthin" dienen. Dafür brauche es eine Personaloffensive.

Die Rahmenbedingungen im Bildungsbereich seien schließlich "keine regionale Frage. Ich glaube, dass zentral am meisten weitergeht", argumentierte sie. Wesentlicher als die "Bundesländerfrage" seien die Unterschiede zwischen Stadt und Land, meinte Mayr. Der Bund solle über einheitliche Standards bezüglich Betreuungsschlüssel, Bezahlung, Vorbereitungszeiten oder Ausbildungsmöglichkeiten entscheiden. Man dürfe Bildung nicht als "unterschiedliche Gefäße" begreifen, sondern "nahtloser als einen Bildungsweg sehen", in dem Kinder beispielsweise eine Stützkraft vom Kindergarten in die Volksschule mitnehmen können.

Die Länder sind nämlich für den gesamten Bereich der Elementarpädagogik sowie des Hortwesens zuständig, für die Ausbildung des Personals in den Bundesanstalten für Elementarpädagogik (BAfEP) ist aber der Bund verantwortlich. Außerdem hat der Bund grundsätzlich eine Generalkompetenz im Schul- und Erziehungswesen bei Gesetzgebung und Vollziehung - solange dies nicht anders normiert ist. Dem Land obliegt aber die Vollziehung bei Dienst- und Personalvertretungsrecht der Lehrenden an öffentlichen Pflichtschulen sowie deren äußere Organisation (wie Organisationsform, Aufbau etc.). Gänzlich in Landeshand liegen aber die Kompetenzen im Bereich Personal an öffentlichen Pflichtschulen sowie im Kindergarten- und Hortwesen.

Die schwarz-rote Tiroler Landesregierung arbeitet derzeit an der Umsetzung eines Wahlversprechens: Dem Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung. Mayr sitzt ebenfalls in einer "Steuerungsgruppe", die vergangene Woche erstmals getagt hatte. Der Rechtsanspruch ist für die Stadträtin jedenfalls der richtige Weg. Anhand des Beispiels Tirol könne der Bund Ableitungen für den österreichweiten Bedarf treffen - immerhin habe Tirol neben dem ländlichen Raum mit Innsbruck auch einen städtischen Raum.

Für den Rechtsanspruch brauche es aber zwei Dinge: Erstens die Finanzierung, die auch vom Bund kommen müsse. Derzeit werde über die 15a-Vereinbarung zu wenig Geld für den Ausbau bereitgestellt, stellte die Stadträtin fest und verwies auf die derzeit laufenden Finanzausgleichsverhandlungen zwischen Bund und Ländern. Mit einem Rechtsanspruch müsste Mayr als Ressortverantwortliche auch nicht mehr als "Bittstellerin" auftreten, um mehr Mittel zu erhalten, meinte sie.

Zweitens benötige es mehr Personal. Innsbruck verfüge derzeit über "mehr Räume als Personal", benannte sie die Problematik. Es brauche daher dringend eine Personaloffensive. Derzeit fehlen in Innsbruck 17 Elementarpädagoginnen, in Tirol sind es rund 100. Mayr verwies auf eine Studie der Uni Klagenfurt, die prognostizierte, dass bis 2030 in Kindergärten 13.700 Fachkräfte fehlen werden, bei einer Verbesserung des Fachkraft-Kind-Verhältnisses wären es sogar 20.000.

Seit dem Vorjahr tue sich die Stadt wesentlich schwerer bei der Personalsuche. Dafür seien neben den Pensionierungen der sogenannten "Babyboomer" auch der zunehmende Ausbau der Kinderbetreuung in den Innsbrucker Speckgürtel-Gemeinden verantwortlich. Während früher viele von außerhalb in die Stadt zum Arbeiten pendelten, fänden sie mittlerweile auch wohnortnahe Arbeitsstellen in elementaren Bildungseinrichtungen, sagte die SPÖ-Politikerin. Darüber hinaus sei die Arbeit in einem städtischen Kindergarten bestimmt fordernder, allerdings biete die Stadt auch mehr Möglichkeiten, etwa bei den pädagogischen Konzepten.

Für Mayr müssten für eine Verbesserung der Personalsituation etwa die Kolleg-Angebote attraktiviert werden, indem sie für bereits im Kindergarten arbeitende Personen auch ohne Matura zugänglich gemacht werden. Immerhin arbeiten laut der Klagenfurter Studie rund 84 Prozent der Kolleg-Absolventen im Anschluss tatsächlich im Kindergarten, bei der fünfjährigen Langform der BAfEP sind es nur rund 55 Prozent. Außerdem sprach sie sich dafür aus, dass auch andere Berufsgruppen - wie Psychologen oder Sozialpädagogen - im Kindergarten eingesetzt werden und die Pädagoginnen und Pädagogen durch administratives Assistenzpersonal entlastet werden. Um mehr Männer für die Elementarpädagogik zu begeistern, sollte die Möglichkeit zum großflächigen Einsatz von Zivildienern geschaffen werden.

Um mehr Fachkräfte in der Elementarpädagogik zu halten, bietet die Stadt ihren Assistentinnen und Assistenten in Zusammenarbeit mit einer Innsbrucker BAfEP ab Herbst 2023 ein Stipendium an. Dabei kann an zwei Tagen der Woche das Kolleg besucht und als Arbeitszeit angerechnet werden. Die Kursgebühr übernimmt die Stadt. Wie viele das Angebot ab Herbst in Anspruch nehmen, sei noch unklar - allerdings habe sie bereits viele Anfragen dafür erhalten, schickte Mayr voraus.