APA - Austria Presse Agentur

Iran veröffentlicht medizinisches Ergebnis zum Tod Aminis

Der Iran hat eine offizielle medizinische Erklärung für den Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini veröffentlicht.

Die Verkündung hatte eine landesweite Protestwelle gegen staatliche Repressionen ausgelöst. Die 22-Jährige sei "nicht durch Schläge" gestorben, sondern an den Folgen eines chirurgischen Eingriffs, der bei ihr im Alter von acht Jahren wegen eines Gehirntumors vorgenommen worden sei, erklärte die rechtsmedizinische Organisation des Iran (IMO) laut Staatsfernsehen am Freitag.

Demnach basiert der Untersuchungsbericht auf pathologischen Untersuchungen, der Autopsie von Aminis Leiche sowie CT-Aufnahmen von Lunge und Gehirn. Aminis Vater hatte dagegen betont, seine Tochter sei bis zu ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei "bei bester Gesundheit" gewesen.

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Kopfverletzung in Polizeigewahrsam

Die junge Kurdin war am 16. September gestorben, nachdem sie drei Tage zuvor in Teheran von der Sittenpolizei wegen des Vorwurfs festgenommen wurde, ihr Kopftuch nicht den Vorschriften entsprechend getragen zu haben. Nach Angaben von Aktivisten erlitt sie in Polizeigewahrsam eine Kopfverletzung.

Aminis Tod löste eine Welle des Protests gegen die Unterdrückung von Frauen im Iran aus. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen wurden beim gewaltsamen Vorgehen der Behörden gegen die Demonstranten seither rund 90 Menschen getötet.

Die iranischen Behörden wiesen inzwischen Vorwürfe zurück, Sicherheitskräfte hätten bei der Niederschlagung der Proteste nach Aminis Tod eine Jugendliche getötet. Vielmehr habe die 16-jährige Sarina Esmailsadeh Suizid begangen, hieß es auf der Justiz-Website Misan Online.

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Schläge bei Demonstration

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hatte Ende September berichtet, die 16-Jährige sei gestorben, nachdem Sicherheitskräfte ihr Tage zuvor bei einer Demonstration in der Stadt Karadsch heftige Stockschläge gegen den Kopf versetzt hätten.

Die Justiz-Website zitierte dagegen einen Staatsanwalt mit den Worten, laut "ersten Ermittlungen" sei die Jugendliche "von einem Gebäude nahe dem Haus ihrer Großmutter gesprungen". In dem Stadtteil habe es zum fraglichen Zeitpunkt keinerlei Proteste gegeben. Allerdings hatte die Nachrichtenagentur Tasnim seinerzeit über die Festnahme angeblicher "Krawall-Anführer" in dem Gebiet berichtet.

Erst am Mittwoch hatte die iranische Justiz Berichte über den Tod einer weiteren 16-Jährigen am Rande der Proteste zurückgewiesen. Das Mädchen verschwand bei Demonstrationen in Teheran am 20. September. Seine Mutter machte in einem Video die Behörden für den Tod ihrer Tochter verantwortlich.