APA - Austria Presse Agentur

Iranischer Außenminister entschuldigt sich nach "Audiogate"

Der iranische Außenminister Mohammad Javad Zarif hat sich für seine kritischen Bemerkungen gegenüber dem politischen System und insbesondere der Revolutionsgarden (IRGC) entschuldigt. "Ich möchte mich bei allen entschuldigen," so Zarif auf seiner Instagram-Seite am Sonntag. Vor allen gehe es ihm um den Teil über Ghassem Soleimani, dem ehemaligen Kommandanten der Al-Quds Brigade der IRGC. Wenn er gewusst hätte, dass seine Aussagen durchsickern würden, hätte er sie nie gesagt.

Soleimani war im Jänner 2020 durch einen US-Luftangriff in der Nähe des internationalen Flughafens von Bagdad getötet worden. Seitdem hat er als Märtyrer einen Legendenstatus im Iran. Hintergrund von Zarifs Entschuldigung sind Ausschnitte eines Audio-Interviews mit ihm, in dem der Außenminister das politische System, die einflussreichen IRGC und Soleimani kritisiert hatte. Das Audio-Band wurde dann angeblich von "internen Kreisen" gestohlen und Teile davon auch von persischsprachigen Nachrichtensendern im Ausland veröffentlicht.

Das Thema beherrscht seit Tagen die Titelseiten der iranischen Zeitungen. Wegen der Parallelen zum Watergate-Skandal in den USA ist im Iran daher auch von "Zarifs Audio-Gate" die Rede. Die Hardliner im Parlament wollen eine Klage gegen Zarif einleiten, da er in dem Interview Soleimani beleidigt habe. Vorher soll er dazu im Parlament Fragen beantworten.

Zarif sagt, er habe kein "klassisches Interview" gegeben, sondern einen "theoretischen Meinungsaustausch" mit der strategischen Abteilung des Präsidialamts. Präsident Hassan Rouhani sieht in dem Fall eine Strategie der Hardliner, den Druck auf seine Regierung und die Reformer vor den Wahlen im Juni zu ihren Gunsten zu erhöhen. Er beklagte zudem, dass die Hardliner das Audio-Band benutzen wollen, um eine Einigung über die Rettung des Atomabkommens von 2015 zu verhindern.