APA - Austria Presse Agentur

Irans Parlament soll Flugzeug-Abschuss untersuchen

Das iranische Parlament soll die Vorgänge im Zusammenhang mit dem Abschuss einer ukrainischen Passagiermaschine in der Nähe von Teheran untersuchen. Die Parlamentsausschüsse für Sicherheit und Außenpolitik sollten sich mit diesem "schwerwiegenden Zwischenfall" befassen und nach Wegen suchen, wie ähnliche Katastrophen in der Zukunft vermieden werden könnten, sagte Parlamentspräsident Ali Larijani.

Der Parlamentspräsident äußerte sich nach einer nicht öffentlichen Stellungnahme des Chefs der Revolutionsgarden, Hossein Salami, vor dem Parlament. Die Revolutionsgarden hatten mit einiger Verzögerung die Verantwortung für den am Mittwoch erfolgten Abschuss übernommen. Bei dem irrtümlichen Abschuss wurden alle 176 Insassen der Maschine getötet.

Die Teheraner Tageszeitungen, deren Berichterstattung im Allgemeinen regierungstreu ist, kritisierten den Abschuss der Boeing als "unverzeihlichen" Fehler. Die Zeitung "Iran" veröffentlichte die Namen sämtlicher Opfer des Unglücks, unter denen zahlreiche in ihrer Heimat und im Ausland lebende Iraner waren. "Entschuldigt Euch! Tretet zurück!", forderte das reformorientierte Blatt "Etemad".

In einem Kommentar der ebenfalls moderaten Tageszeitung "Jomhuri-ye Eslami" hieß es: "Diejenigen, die die Veröffentlichung der Ursache für den Flugzeugabsturz verzögert und das Vertrauen der Bevölkerung in das Establishment beschädigt haben, sollten entlassen werden oder zurücktreten. "Die Zeitung "Jawan", die den Revolutionsgarden nahe steht, entschuldigte sich "zutiefst" für den "schmerzlichen Fehler".

Einträgen auf Twitter zufolge versammelten sich vor der Universität in Teheran und in anderern Städten auch wieder zahlreiche Demonstranten. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell äußerte sich "sehr besorgt" über die vorübergehende Festnahme des britischen Botschafters in Teheran. Auf Twitter forderte Borrell am Sonntag die volle Einhaltung des Wiener Übereinkommens, das die Immunität von Diplomaten regelt. "Die EU ruft zur Deeskalation und Raum für die Diplomatie auf", fügte Borrell hinzu. Botschafter Rob Macaire war am Samstagabend für einige Stunden festgenommen worden, nachdem er an einer Protestkundgebung teilgenommen hatte.