Der italienische Ministerpräsident Mario Draghi.

APA - Austria Presse Agentur

Italien mit neuer Verordnung wegen Impf-Vordränglern

Italien will Menschen über 80 Jahre prioritär immunisieren. Der für die Impfkampagne zuständige Regierungskommissar Francesco Figliuolo unterzeichnete am Freitagabend eine Verordnung, mit der Senioren über 80 und gebrechliche Menschen bei der Impfkampagne Vorrang haben sollen. Das Alterskriterium soll stets den Ausschlag geben. Unterdessen laufen in Italien landesweit Ermittlungen wegen "Vordränglern" bei den Impfungen.

Ziel der neuen Verordnung sei es, so schnell wie möglich mit der Impfung derjenigen Personen fortzufahren, die nach den wissenschaftlichen Erkenntnissen für das SARS-CoV-2-Virus anfälliger sind. Parallel zu den Senioren soll die Impfung des gesamten Personals im Gesundheits- und Sozialwesen sowie der Lehrer und des Sicherheitspersonals erfolgen.

Mit dieser Verordnung reagiert der Regierungskommissar auf Kritik von Premier Mario Draghi. Dieser hatte sich beschwert, dass noch viele Senioren auf die Impfungen warten müssten, während manche jüngere Personen bereits immunisiert worden seien.

Inzwischen laufen Italien-weit Ermittlungen wegen "Vordränglern" bei den Impfungen. Über zwei Millionen Italiener sollen bereits geimpft worden sein, obwohl sie nicht den Gruppen angehören, denen bei der Impfkampagne Vorrang gegeben wird. Die Anti-Mafia-Staatsanwaltschaft ermittelt in Fällen, in denen sich Mafiosi und ihre Angehörige prioritären Zugang zu den Impfungen beschafft haben sollen, obwohl sie kein Recht dazu hatten. Der Präsident der Anti-Mafia-Kommission, Nicola Morra, will von den Gesundheitsbehörden die Liste der Geimpften anfordern, um diese zu überprüfen.

Die Kontrollen sollen strenger werden, nachdem Premier Draghi einen vorübergehenden Stopp der Impfungen von unter 60-Jährigen gefordert hatte. Stattdessen solle der Schutz der älteren Bürger Vorrang haben, sagte er. Für Diskussionen sorgten die Worte Draghis, der bemängelte, dass "35-jährige Psychologen" bereits geimpft worden seien, während in einigen Regionen Senioren über 80 noch auf ihre Dosis warten würden. Dies löste eine kritische Reaktion des Berufsverbands der Psychologen aus. Psychologen würden zum Gesundheitspersonal gehören, für das die Regierung vergangene Woche einen Impfzwang erlassen hat.

Die italienische Regierung lockert indes die Corona-Maßnahmen in der Lombardei und mehreren anderen Regionen. Wie die Regierung in Rom am Freitagabend mitteilte, werden die Lombardei, das Piemont, Friaul-Julisch Venetien, die Emilia Romagna, die Toskana und Kalabrien ab Montag von der höchsten Alarmstufe "rot" auf "orange" herabgestuft. Damit gelten dort weniger strenge Reisebeschränkungen, auch die Geschäfte können wieder öffnen. Bars und Restaurants müssen aber geschlossen bleiben und dürfen nur einen Lieferservice anbieten.