APA - Austria Presse Agentur

Italien weitet Coronavirus-Sperrgebiete drastisch aus

Italien sperrt im Kampf gegen die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus die wirtschaftsstarke Lombardei und 14 andere Gebiete weitgehend ab.

Das sagte Ministerpräsident Giuseppe Conte am Sonntag früh, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Er habe das entsprechende Dekret unterschrieben. Das Virus breitete sich indes bereits auf mehr als 90 Länder aus.

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Davon betroffen sind die Millionenstadt Mailand und die Touristenhochburg Venedig ebenso etwa wie Parma in der Region Emilia-Romagna. Außerdem bestätigte beziehungsweise verhängte die Regierung den Angaben nach Einschränkungen für ganz Italien wie den Stopp für Kinos, Theater, Demonstrationen und viele andere Veranstaltungen.

Die neuen Ankündigungen der Regierung dürften den Alltag der insgesamt rund 60 Millionen Bürger weiter verändern, nachdem die bisher schon getroffenen Maßnahmen wie landesweite Schulschließungen bereits viele tagtäglich treffen. "Wir stehen vor einer nationalen Notlage", sagte Conte. "Wir haben sie von Anfang an mit maximalen Vorsichtsmaßnahmen bekämpft", ergänzte der Ministerpräsident. "Wir haben zwei Ziele: Die Ausweitung der Ansteckung einzudämmen und eine Überlastung der Krankenhauseinrichtungen zu vermeiden."

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa sagte Conte, die Mobilität werde nicht komplett gestoppt. So gebe es keinen Stopp für Flüge und Züge. Aber eine Fahrt müsse einen Grund haben und die Polizei könne Menschen anhalten und danach fragen.

Die neuen Sperrgebiete sollten von sofort bis zunächst zum 3. April gelten, schrieben Zeitungen. Man dürfe diese Zonen nur aus "ernsten und unvermeidlichen" Anlässen betreten oder verlassen, etwa zum Zwecke der Arbeit oder aus familiären Gründen, hieß es. Betroffen von den Sperrmaßnahmen sind nach der Ankündigung außer der Region Lombardei 14 Provinzen unter anderem in der Emilia-Romagna und Venetien im Norden. Doch auch die Marken in der Mitte Italiens sind dabei. Die Liste, die Conte nannte, besteht aus: Modena, Parma, Piacenza, Reggio Emilia, Rimini, Pesaro und Urbino, Alessandria, Asti, Novara, Verbano Cusio Ossola, Vercelli, Padua, Treviso und Venedig. Damit treffen die Ein- und Ausreiseverbote deutlich mehr als zehn Millionen Menschen.

Auch innerhalb der neuen Sperrzonen dürfen sich Bewohner nicht mehr völlig frei bewegen, wie der Premier ankündigte. "Es herrscht eine eingeschränkte Mobilität", sagte er den Angaben zufolge. Man solle sein Haus nur aus gutem Grund verlassen. Bars und Restaurants dürften nur von 6.00 bis 18.00 Uhr öffnen, allerdings nur, wenn sie dafür sorgten, dass zwischen den Gästen ein Abstand von mindestens einen Meter gewährleistet sei. Auch für Geschäfte wurden die Zeiten eingeschränkt.

Italien ist der Staat in Europa mit den meisten bestätigten Sars-CoV-2-Infektionen. Die Zahl der Infizierten und Toten steigt trotz umfangreicher Gegenmaßnahmen stetig an. Bis Samstag zählten die Behörden 5883 Menschen mit einer Infektion. 233 Menschen davon sind gestorben.

Um die Krise in den Griff zu bekommen, hat die Regierung in Rom unter anderem schon vorher alle Schulen im Land, die Kindergärten und Universitäten bis Mitte März geschlossen.

Die Lombardei gilt als Herz der italienischen Wirtschaft. Vor einiger Zeit waren bereits kleinere Gebiete mit zusammen rund 50 000 Menschen in der Provinz Lodi in der Lombardei und in Venetien zu Sperrzonen erklärt worden. Diese Vorsichtsmaßnahme werde jetzt ausgeweitet und ergänzt, sagte Conte. Die neuen Sperrgebiete sollten von sofort bis zunächst bis 3. April gelten, schrieb die Zeitung "La Repubblica". Schon bisher hat die Wirtschaft unter den Corona-Krise im Land stark gelitten. So brach zum Beispiel der Tourismus ein.

In China ging indes die Zahl der Neuinfektionen erneut zurück. Es gebe 44 neue Fälle, teilte die Nationale Gesundheitskommission am Sonntag in Peking mit. Nur drei davon seien außerhalb der zentralen Provinz Hubei, dem Epizentrum der Epidemie, registriert worden. Diese drei Infektionen wurden in der Hauptstadt Peking und in der nordwestlichen Provinz Gansu bei aus dem Ausland eingereisten Menschen festgestellt, hieß es weiter. Die zwei Infizierten in Peking waren demnach aus Italien und Spanien gekommen.

Außerdem wurden 27 weitere Tote durch das neuartige Coronavirus gezählt, alle in Hubeis Hauptstadt Wuhan. Dies war die geringste Opferzahl in China seit mehr als einem Monat. Insgesamt starben damit in Festlandchina 3097 Infizierte.

Das Coronavirus breitete sich zudem auch in Südamerika weiter aus. In Argentinien wurde am Samstag der erste Tote der Epidemie in Lateinamerika registriert. Wie das Gesundheitsministerium mitteilte, starb ein infizierter 64-jähriger Mann in der Hauptstadt Buenos Aires. Er sei vor kurzem aus Europa heimgekehrt und nach einem Arztbesuch wegen Fiebers, Husten und Halsschmerzen in ein Krankenhaus eingeliefert worden.

Wegen der Virus rief nun auch der US-Staat New York den Notstand aus. Die Zahl der nachgewiesenen Infektionen sei um 21 auf 76 gestiegen, sagte New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo am Samstag in Albany zur Begründung. Der Notstand erlaube eine beschleunigte Beschaffung von Ausrüstung, die nun zur Bekämpfung der Epidemie benötigt werde. Vor New York hatte am Mittwoch bereits der bevölkerungsreichste US-Staat Kalifornien wegen der Coronavirus-Epidemie den Notstand verhängt. In den USA wurden bereits mehr als 200 Infektionen mit dem Covid-19-Erreger nachgewiesen, 19 Infizierte starben. 16 der Todesopfer standen in Beziehung zu einem Altersheim im nordwestlichen US-Staat Washington.

Das Coronavirus hat sich mittlerweile auf mehr als 90 Länder ausgebreitet. Weltweit wurden mehr als 100.000 Infektionen und mehr als 3500 Todesfälle registriert.