APA - Austria Presse Agentur

Japans Wirtschaft wuchs zum Jahresende, jetzt droht Dämpfer

Japans Wirtschaft ist im vierten Quartal überraschend stark gewachsen und befreit sich damit dank steigender Exporte zunehmend aus der schwersten Rezession der Nachkriegszeit. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt stieg zwischen Oktober und Dezember um 3,0 Prozent zum Vorquartal, wie aus Regierungsdaten am Montag hervorging. Ökonomen hatten nur mit plus 2,3 Prozent gerechnet, nach 5,3 Prozent Wachstum im Sommer.

Die Daten verhalfen dem Aktienindex Nikkei erstmals seit 1990 über die Marke von 30.000 Punkten. Allerdings droht Anfang 2021 wegen der Coronapandemie wieder ein Rückschlag für die Konjunktur. "Die Bedingungen sind so, dass Japan nicht in der Lage sein wird, ein negatives Wachstum im ersten Quartal zu vermeiden", sagte Experte Takumi Tsunoda vom Analysehaus Shinkin Central Bank Research.

Im Gesamtjahr 2020 schrumpfte Japans Wirtschaft in Folge der Pandemie um 4,8 Prozent und somit erstmals seit der Rezession in der Finanzkrise 2009. Zum Vergleich: In den USA ging es 3,5 Prozent bergab, in der Euro-Zone um 6,8 Prozent.

Im vierten Quartal wuchs das BIP in Japan auf das Jahr hochgerechnet 12,7 Prozent. Die Erholung verlangsamte sich jedoch gegenüber dem Tempo des dritten Quartals mit einem Rekordwert von auf das Jahr hochgerechnet 22,9 Prozent. Der Auftrieb der Wirtschaft im Sommer war vor allem auf die aufgestaute Nachfrage nach der Aufhebung des Lockdowns im Mai zurückzuführen.

In Japan steht die Notenbank Gewehr bei Fuß, die heimische Wirtschaft weiter in der Coronakrise zu stützen. Die Währungshüter loten laut Insidern Schritte für ihren Strategiecheck aus, um den Finanzmärkten zu versichern, dass ihr Handlungsspielraum noch nicht erschöpft ist. Die Bank von Japan will im März das Ergebnis der Überprüfung ihrer geldpolitischen Instrumente bekanntgeben.

Ende 2020 sorgte die globale Konjunktur für Schwung und verhalf den japanischen Exporteuren zu deutlich besseren Geschäften. Auch der private Konsum legte spürbar zu, wenn auch schwächer als im Sommerquartal. Damals hatten die Verbraucher nach dem Ende des Lockdowns ihre Ausgaben spürbar gesteigert. Wegen der zweiten Corona-Welle hat die Regierung in Tokio jüngst allerdings den Ausnahmezustand verschärft. "Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sich der Zyklus der Ausbreitung und Eindämmung von Coronavirus-Infektionen in diesem Jahr wiederholt", sagte Analyst Tsunoda. "Das bedeutet, dass sich der Konsum wahrscheinlich nicht im erwarteten Tempo erholen wird."

Sollten die Notstandsmaßnahmen im März aufgehoben werden, werde sich die japanische Wirtschaft wahrscheinlich zwischen April und Juni beleben, sagte Ökonom Yusuke Shimoda vom Japan Research Institute. "Aber wir können nicht mit einem großen Wachstum rechnen, da es wahrscheinlich einige Zeit dauern wird, bis die Impfungen die breite Bevölkerung erreichen."