APA - Austria Presse Agentur

Jazzfestival Saalfelden mit Musik für Tanzbein und Kopf

Das 41. Jazzfestival in Saalfelden ist am Freitagabend - so wie das gesamte Festival - im Zeichen kontrastierender Musikkonzepte gestanden. In den rund 40 Gratiskonzerten waren überwiegend leicht konsumierbare Bands zu erleben. Auf der Hauptbühne und im Nexus gaben hingegen komplexe Improvisationen und Kompositionen für eingefleischte Jazzfans den Ton an.

Das Festival dauerte heuer eine ganz Woche lang. Insgesamt standen 66 Konzerte auf dem Programm. Gespielt wurde auf der Hauptbühne im Kongresshaus, im Kunsthaus Nexus (Short Cuts) im Stadtpark sowie in den beiden neuen Spielstätten, der Otto Gruberhalle und der Buchbinderei Fuchs. Dazu kommen eine Reihe Almhütten und Gasthäuser (Mountaintracks) als Spielstätten. Die Auslastung bei den kostenpflichtigen Konzerten lag mit Stand Freitagabend bei 75 Prozent - man habe coronabedingt erst um viele Monate später in den Vorverkauf gehen können als üblich, betonte Daniela Neumayer, die Produktionsleiterin des Veranstalters Saalfelden Leogang Tourismus. Tourismusdirektor Marco Pointner rechnet für das gesamte Festival mit rund 80 Prozent Auslastung.

Inhaltlich sind einige wenige Konzerte herauszugreifen - darunter die Formation "Geogema" rund um den österreichischen Saxofonisten Gerald Preinfalk. Zusammen mit dem Pianisten und (mikrotonalen) Keyboarder Georg Vogel und dem aus Brasilien stammenden Schlagzeuger Matheus Jardim ließ Preinfalk weitgehend frei improvisierte Musik mit wenigen arrangierten Eckpunkten hören.

Ganz anders die beiden Hauptacts im Stadtpark (Urslaupark). Da bestieg mit der italienischen Formation "Rumba de Bodas" eine waschechte Partyband die Bühne und begeisterte mit einem Mix aus Latin-Funk, Disco, Ska und kunterbuntem Punk. Apropos bunt: Die Wiener Band "Buntspecht" legte sogar noch ein Schäuferl drauf. Gipsy, Rock, Balkan, liedhafte Balladen und Bänkelsang werden bei Buntspecht nur durch skurrile Textbausteine gebrochen, die dem ausgelassenen Tanzen im Park eine abgründige Note verliehen.

Jetzt endlich zur Mainstage und damit zurück zur klingenden "contemporary Art". Während sich Angelika Niescier und ihre fünf Kollegen mit kammermusikalisch ausgetüftelten, feingliedrig arrangierten Bearbeitungen von Beethoven-Streichquartetten beschäftigten, orientierte sich das Trio Craig Taborn (p), Tomeka Reid (cello) und Ches Smith (dr) auf moderne Art am klassischen Jazz. Ein energetisch witziger Höhepunkt folgte dann mit dem Berliner Christian Kuhn, der mit seinem Sextett "Kuhn Vu" krass-rockige E-Gitarren-Riffs mit dezentem Klang-Geplänkel und provokant ins Publikum gerotzten Textpassagen lieferte. Den Abschluss des freitäglichen Konzert-Reigens bildete die US-Formation "Irreversible Entanglements" ("unwiderrufliche Verstrickungen"): Schwarzer Freejazz mit funkigen Spirituals rund um Rapperin und Poetin Camae Ayewa (Moor Mother) in bester Tradition des Art Orchestra of Chicago.

(S E R V I C E: Internationales Jazzfestival Saalfelden, 16. bis 22. August 2021, www.jazzsaalfelden.com)