"Jedermann"-Premiere fand indoor statt

Caroline Peters wusste zu überzeugen
Das Freiluftspektakel fand diesmal auf dem Salzburger Residenzplatz statt. Denn während die Aktivisten gegen eine 380-kV-Freileitung am Samstagabend beredt Parallelen zum "Jedermann" zogen, wo der Reiche es sich auch lange richten könne, bangten die Festspielbesucher dem Einlass entgegen. Ein Gewitter zog auf und just unmittelbar, nachdem der Domplatz freigegeben wurde, musste umdisponiert werden.

Schon wieder also eine "Jedermann"-Premiere im Großen Festspielhaus, ohne den Genius Loci, dafür mit einer leibhaftigen "Jahrhundert-Buhlschaft". Caroline Peters bekam am Ende neben Tobias Moretti, der in seinem vierten Jahr bereits die dritte Gefährtin an seiner Seite hatte, den meisten Applaus. Dennoch muss dieser eher freundlich als frenetisch genannt werden. Zum rasenden Jubel gab es allerdings auch keinen Grund. Der Funke ist an diesem Abend nicht wirklich übergesprungen.

Die Inszenierung von Michael Sturminger hat sich nicht groß verändert. Moretti in der Titelrolle ist nüchtern-argumentativ am Anfang und grüblerisch-verzweifelt ab der Mitte geblieben und hat, wenn die Erinnerung nicht trügt, seiner Figur ein paar kleine jähzornige Ausbrüche hinzugefügt. Caroline Peters, zunächst im goldglitzernden Abendkleid mit einem James-Bond-Film-Auftritt und einem ironisierten "Happy Birthday"-Song auf einer dreistöckigen rosa Geburtstagstorte, danach im roten Hosenanzug, bemüht sich geradezu mütterlich, den mürrischen Gefährten wieder zu guter Laune zu verhelfen. Am Ende lässt sie ihn allzu umstandslos alleine.

Ein echter "Jahrhundert-Jedermann" ist das leider nicht. Bis zum 26. August steht er noch 13 Mal auf dem Programm der Salzburger Festspiele, darunter auch am 22. August, exakt 100 Jahre nach der ersten Aufführung am Domplatz, die als die Geburtsstunde der Festspiele gilt.

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