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John Grisham meistert auch das Genre Kurzroman

Die Bestseller von John Grisham geizen in der Regel nicht mit der Seitenanzahl. Nun hat sich der US-Autor zum ersten Mal in seiner Karriere an der Form des Kurzromans versucht - aber immerhin gleich drei davon abgeliefert, vereint im Band "Die Heimkehr". Der Meister des Justizthrillers beherrscht auch dieses Genre, selbst wenn nicht alle drei Storys die gleiche Qualität haben. Allen gemeinsam sind stark ausgeprägte Figuren, die in komplexen Beziehungen zueinander stehen.

Es handelt sich um Erzählungen über "große und kleine Verbrechen, von Freunden und Gegnern, von Familienbanden und -zwist, von Schuld und Vergebung", wie der Verlag zusammenfasst. Die eindringlichste davon wurde im Buch in die Mitte gebettet: "Erdbeermond" liest sich als rundum gelungenes Plädoyer gegen die Todesstrafe, das ohne Fingerzeig auskommt. Fast trocken im Stil gelingt es Grisham hier, Emotionen zu wecken, sehr viel in wenig Raum zu packen, ohne diesen zu überfrachten, und ohne Moralisieren zum Nachdenken anzuregen. "Erdbeermond" ist ein Kurzroman in vollendeter Form.

In der Originalausgabe trägt der Band den Titel "Sparring", die namensgebende Geschichte "Sparringpartner" ist auch stärker als "Heimkehr", der erste Kurzroman im Band und Titelspender für die deutsche Ausgabe. "Heimkehr" beginnt als Mystery-Story: Ein Ehepaar auf Durchreise sucht einen Kleinstadtanwalt auf und berichtet, sie hätten seinen Freund und Ex-Anwalt in Übersee getroffen. Dieser war vor drei Jahren untergetaucht. Nun möchte er zurückkehren und sucht Kontakt zu seinen Töchtern. Die Beziehung zwischen Vater und einer der Töchter steht hier im Mittelpunkt, damit punktet Grisham mehr als mit dem Inhalt per se, dem am Ende etwas die Luft ausgeht.

"Sparringpartner" wiederum ist eine höchst unterhaltsame Anwaltsposse um zwei verfeindete Brüder, die eine Kanzlei leiten, deren Fäden ihr wegen Mordes inhaftierter Vater zieht. Ein Buchhalter hat ziemlich viel Geld des Familienoberhaupts auf Schwarzkonten deponiert. Weil die Brüder in Finanznot geraten, wollen sie auf das Vermögen zugreifen und mit aller Macht verhindern, dass der Papa vorzeitig entlassen wird. Kann ihnen dabei eine langjährige, treu ergebene Mitarbeiterin helfen - oder denkt die Frau unter all den egozentrischen Männern erstmals an sich selbst? Wenn "Heimkehr" ein wenig schwächelt, macht "Sparringpartner" das wieder wett. Es darf geschmunzelt werden.

(S E R V I C E - John Gisham: "Die Heimkehr", aus dem Amerikanischen von Bea Reiter, Kristina Dorn-Ruhl und Imke Wals-Araye, Heyne Verlag, 384 Seiten, 22,70 Euro)