APA - Austria Presse Agentur

Johnson-Berater Cummings verstieß gegen Lockdown-Regeln

Der wichtigste Berater des britischen Premierministers Boris Johnson, Dominic Cummings, soll gegen die Ausgangsbeschränkungen in dem Land verstoßen haben. Das berichteten "Guardian" und "Daily Mirror" am Freitag. Cummings soll Ende März von London in die rund 430 Kilometer entfernte Grafschaft Durham zu seinen Eltern gefahren sein - zu einem Zeitpunkt, als er selbst Symptome von Covid-19 hatte.

Nur rund eine Woche vorher hatte die Regierung zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie strenge Auflagen für die Bewegungsfreiheit erlassen. Das Reisen war mit Ausnahme von dringenden Gründe nicht erlaubt. Wer Symptome aufweist, muss zudem sieben Tage in Selbstisolation verbringen.

Cummings wurde den Berichten zufolge in Durham von einem Anwohner gesehen und bei der Polizei angezeigt. Die Polizei bestätigte laut "Guardian", am 31. März eine entsprechende Anzeige erhalten zu haben, ohne jedoch einen Namen zu nennen. Die Besitzer der fraglichen Adresse seien von Beamten angesprochen und an die Ausgangsbeschränkungen und die Regeln zur Selbstisolation erinnert worden, hieß es. Wie die BBC-Reporterin Laura Kuenssberg aus dem Umfeld Cummings erfahren haben will, hatte sich der Regierungsberater mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn für die Selbstisolation in einem separaten Gebäude auf dem Hof seiner Eltern einquartiert.

Ein Regierungssprecher wollte sich zu den Berichten zunächst nicht äußern. Die oppositionelle Labour-Partei forderte eine "sehr rasche Erklärung".

Sollten sich die Berichte bestätigen, dürfte es Forderungen nach einem Rücktritt Cummings' geben. Erst Anfang Mai hatte der renommierte Wissenschaftler Neil Ferguson vom Imperial College seinen Posten als Regierungsberater aufgeben müssen, weil er während des Lockdowns Besuch von seiner Freundin erhielt. Auch die oberste medizinische Beraterin der schottischen Regierung, Catherine Calderwood, hatte sich über die eigenen Regeln hinweggesetzt und ihren Hut genommen.