APA - Austria Presse Agentur

Josefstadt-Doyenne Marianne Nentwich feiert 80. Geburtstag

Sie ist eine Doyenne, keine Diva. Marianne Nentwich, die seit 2014 den Ehrentitel der Doyenne der Josefstadt trägt, ist ein Publikumsliebling ohne Allüren und kann nun ausgiebig feiern. Schließlich hat die gebürtige Wienerin am heutigen Freitag ein runder Geburtstag: Sie wird 80. Bis sie in ihrem Stammhaus wieder zu erleben sein wird, dauert es aber noch eine Weile: Ab 17. Dezember steht sie wieder als Großmutter Emilia in Tom Stoppards "Leopoldstadt" auf der Bühne.

Abgehoben war die am 22. Juli 1942 als zweite Tochter einer Lehrerfamilie geborene Nentwich nie. Sie blieb bei allem Erfolg stets bodenständig. Ihre Schulzeit verbrachte sie in Wien, wo sie 1960 an der Frauenoberschule am Wiedner Gürtel maturierte. Danach stand der Schauspielerberuf noch nicht auf der Agenda, arbeitete Nentwich doch vier Jahre lang beim ORF, unter anderem auch als Fernsehsprecherin. Während dieser Zeit begann sie jedoch zunächst als Hobby ihre Schauspielausbildung an der Abendschauspielschule im Konservatorium Prayner.

Dann kam der Einstieg bei der Josefstadt 1964 - für den sich die vorsichtige Nentwich zunächst noch ein Jahr karenzieren ließ, bevor ein längerfristiger Vertrag an ihrem späteren Stammhaus winkte. Der damalige Direktor Franz Stoß nahm sie als Charaktertyp für "das saubere Mädchen" auf - einen Rollentypus, den die Schauspielerin lange innehatte.

Theatertourneen führten die zunehmend erfolgreiche Aktrice in den 60er- und 70er-Jahren unter anderem nach München und New York. Bei den Salzburger Festspielen verkörperte sie von 1983 bis 1988 die "Guten Werke" bei den "Jedermann"-Aufführungen. Und Nentwich wirkte in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit, so etwa in "Fräulein Else" (1974), "Kottan ermittelt" (1978), "Das Ringstraßenpalais" (1980), in Franz Antels Streifen "Der Bockerer" (1980) oder Michael Kreihsls TV-Komödie "Probieren Sie's mit einem Jüngeren" (2000). 2019 stand sie als Tante Tuva in der André-Heller-Verfilmung "Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein" vor der Kamera. Hinzu kamen die gängigen Krimiformate wie "Tatort" oder "Der Alte".

Auch arbeitete Nentwich als Synchronsprecherin und war lange den Festspielen Reichenau verbunden. Und doch hielt die Mutter zweier Töchter stets dem Theater in der Josefstadt die Treue, was ihr das Haus 2014 mit der Ernennung zur Doyenne dankte. Aber auch sonst blieb das Wirken und Leben von Marianne Nentwich nicht ungewürdigt. 1976 erhielt die Schauspielerin etwa den Goldenen Rathausmann, 2003 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien und 2007 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.