APA - Austria Presse Agentur

Jüdische Kritik an Versteigerung von Heidi-Horten-Schmuck

Seit einer Woche versteigert das Auktionshaus Christie's die einzigartige Schmucksammlung der österreichischen Milliardenerbin Heidi Horten.

Nach einer Online-Auktion sollten einige die spektakulärsten Stücke am Mittwoch und Freitag bei Christie's vor Ort in Genf angeboten werden. Doch über den Juwelen liegt der Schatten der NS-Vergangenheit des deutschen Unternehmers Helmut Horten - und die Rufe jüdischer Organisationen mehren sich, die Auktion auszusetzen.

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Insgesamt 700 Schmuckstücke umfasst die Sammlung der im vergangenen Jahr im Alter von 81 Jahren verstorbenen Horten-Erbin, ihr Wert wird auf 150 bis 200 Millionen Dollar (137 bis 183 Millionen Euro) geschätzt. Seit dem 3. und noch bis zum 15. Mai läuft die Online-Auktion von 300 Losen. Am Mittwoch wurden weniger als 100 Stücke angeboten, für Freitag stehen 150 weitere Lose in Genf auf dem Programm, bevor im November die Online-Auktion mit den restlichen Schmuckstücken fortgesetzt wird.

Zu den Glanzstücken gehört ein Cartier-Ring mit einem 25,59-karätigen "Taubenblut"-Rubin, dessen Wert auf 15 bis 20 Millionen Dollar geschätzt wird, wie Christie's Schmuck-Experte Rahul Kadakia erklärte. Außergewöhnlich ist nach seinen Angaben auch der tropfenförmige "Briolette of India"-Diamant mit gut 90 Karat, der an einer Halskette aus unzähligen kleinen Diamanten prangt.

"Das letzte Mal, dass Christie's eine Auktion auf diesem Niveau veranstaltet hat, war 2011, als wir die Sammlung von Elizabeth Taylor verkauften", erklärte Kadakia. Sie brachte demnach binnen zwei Tagen 145 Millionen Dollar (132 Millionen Euro) ein. Diesmal, "um nicht so viele Schmuckstücke gleichzeitig auf dem Markt zu haben", wurden die Verkäufe auf einen längeren Zeitraum gestreckt.

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Laut "Forbes" hinterließ Heidi Horten ein Vermögen von 2,9 Milliarden Dollar. Die Herkunft des Vermögens ihres 1987 verstorbenen Mannes, der eine der größten Kaufhausketten in Deutschland besaß, stößt jedoch auf Kritik.

Laut einem im Jänner 2022 veröffentlichten Historikerbericht, der von der Horten Stiftung in Auftrag gegeben worden war, war Helmut Horten längere Zeit Mitglied der NSDAP. 1936, drei Jahre nach der Machtergreifung der Nazis, übernahm er als 27-Jähriger das Textilkaufhaus Alsberg in Duisburg, nachdem dessen jüdische Besitzer geflohen waren.

Später übernahm er weitere Geschäfte, die sich zuvor im Besitz jüdischer Eigentümer befunden hatten. Ihm wurde deshalb vorgeworfen, Profiteur der "Arisierung" jüdischer Unternehmen während der NS-Zeit gewesen zu sein.

Seit Tagen wächst der Druck auf das Auktionshaus, die Versteigerung für weitere Untersuchungen auszusetzen. "Belohnen Sie nicht diejenigen, deren Familien sich an verzweifelten Juden bereichert haben, die von den Nazis verfolgt und bedroht wurden", forderte das Simon Wiesenthal Center.

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Das American Jewish Committee verlangte, "die Auktion auf Eis zu legen, bis ernsthafte Anstrengungen unternommen werden, um festzustellen, welcher Teil dieses Reichtums von Nazi-Opfern stammt" - und um ihn dann an die Überlebenden und für Bildungsprogramme zurückzugeben. Der Dachverband der jüdischen Organisationen in Frankreich nannte die Auktion schlicht "unanständig", zumal der Erlös in eine Stiftung fließe, "deren Aufgabe es ist, den Namen eines ehemaligen Nazis für die Nachwelt zu bewahren."

Christie's versichert, es habe der Versteigerung zugestimmt, da "alle Erlöse aus der Auktion an wohltätige Organisationen gehen". Darüberhinaus will das Auktionshaus nach eigenen Angaben eine "beträchtliche Summe" für die Holocaust-Forschung und Vermittlung spenden.