APA - Austria Presse Agentur

Julian Schutting mit H.C.-Artmann-Preis ausgezeichnet

Der Dichter Julian Schutting ist am Montagabend im Wiener Kabinetttheater mit dem H.C.-Artmann-Preis ausgezeichnet worden. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) bezeichnete sich als von Kindheit an Süchtige nach seiner "Sprache, die eine Form findet, ohne sich in ein Korsett zu begeben". Sie überreichte die seit 2004 biennal verliehene und mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung, die von der Stadt Wien für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Lyrik vergeben wird.

Bei der Preisverleihung wurde - u.a. mit einer Aufführung von Artmanns Szenenfolge "brighella, sauer wie der mann im mond" durch Martina Spitzer, Thomas Frank und Paul Skrepek - zwar des Namensgebers Hans Carl Artmann (1921-2000) gedacht, nicht aber auf Bezüge zwischen ihm und dem Preisträger verwiesen. "Artmann war ein wirklicher Dichter. Ich habe allen Respekt vor ihm, weil er auch ein Troubadour war. Aber ästhetisch war er ein genauer Gegenpol zu dem, was ich mache", hatte Schutting im Juni im APA-Interview gemeint. Artmann sei ein wahrer Fabulierer gewesen. "Ich habe Gott sei Dank keine Fantasie. Ich bin ein Rationalist durch und durch."

Diesen Satz nahm Autorin, Verlegerin und Literaturhaus-Gründerin Sylvia Treudl zum Ausgangspunkt ihrer Laudatio. "Ein Dichter ohne Fantasie - wie kann das gehen? Nun, es geht ganz offensichtlich ganz ausgezeichnet." Ob in Lyrik, Prosa, Drama oder sogar in der Fotografie: "Der Dichter ist immer anwesend." Für den Rezipienten sei es mit "einem Drüberschauen, Drüberlesen" jedoch nicht getan: "Hier legt einer Werke vor, die fordern und auffordern." Treudl zitierte Christoph W. Bauer, um auf das zu verweisen, was er an seine Schüler weitergebe, und Gerhard Ruiss, um ihn als zurückhaltenden, solidarischen, verlässlichen Kollegen zu charakterisieren. "Julian Schutting ist ein Gesamtkunstwerk, er ist ungeteilt", so Treudl.

"Frau Dr. Treudl hat eine sehr hohe Meinung von mir", kommentierte ein geschmeichelter Preisträger, der am 25. Oktober seinen 85. Geburtstag feiert. Er bedankte sich für das bereits überwiesene Preisgeld, das ihn, den unermüdlich Publizierenden, in die Lage versetze, seine Texte weiterhin gegen Honorar mittels Computer erfassen zu lassen, und las alte und jüngste, noch unpublizierte Gedichte, die sich mit Migration und Unrecht befassen und ihn als eminent politischen Autor ausweisen. Die Ehrung erfolge "viel zu spät", meinte die Stadträtin. Doch Schuttings Werk sei ja keineswegs abgeschlossen: "Wie hoffen und warten auf mehr."