APA - Austria Presse Agentur

Kabarettistin Aida Loos sammelt Proteststrähnen für den Iran

In Wien hat sich am Samstagnachmittag eine Gruppe von Frauen mit iranischen Wurzeln rund um die Wiener Kabarettistin Aida Loos versammelt, um ihre Solidarität mit den Protesten im Iran auszudrücken. Unter dem Titel "Eine Strähne für den Iran" schnitten die Teilnehmerinnen Strähnen ihrer Haare ab und sammelten diese. Die Haare sollen nächste Woche in einer weiteren Aktion zum österreichischen Parlament gebracht werden.

Das Abschneiden der Haare ist im Iran zu einem Symbol des Protests gegen die strenge Auslegung der Kopftuchpflicht geworden. Seit Ausbruch der jüngsten Protestwelle finden weltweit Solidaritätsaktionen statt, bei denen auch Prominente mit iranischen Wurzeln ihre Haare abschneiden. Es geht dabei um "maximale Aufmerksamkeit" für das, was im Iran abgeht. "Das ist in Österreich noch sehr unterrepräsentiert", erklärte Laila Docekal, Sprecherin der Gruppe, gegenüber der APA.

"Es geht um maximalen Druck", erklärt auch die Protest-Initiatorin Loos. "Natürlich wird das Mullah-Regime jetzt, nur weil wir hier am Stephansplatz stehen, nicht aufhören. Aber wenn immer mehr Menschen darüber reden und berichten, posten, teilen, ihre Reichweite nutzen - dann wird das sehr wohl etwas verändern", ist sie überzeugt.

Auch die österreichische Regierung sei gefordert. "Jedes Zeichen, jede Ausgrenzung dieses Regimes hilft - bis hin zur Ausweisung des Botschafter und Ausweisung der geistlichen Führer, die hier im islamischen Zentrum die Islamischen Republik repräsentieren und auch eine Bühne bekommen", bezieht sich Docekal etwa auf das "Islamische Zentrum" in Wien-Floridsdorf, das diversen Medienberichten zufolge vom Iran betrieben wird.

Auslöser der systemkritischen Proteste im Iran war der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie die Zwangsvorschriften für das Tragen eines Kopftuchs nicht eingehalten haben soll. Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam. Seit ihrem Tod demonstrieren landesweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamischen Herrschaftssystem, wobei bereits über 300 Demonstranten getötet wurden.

Die kurdische Parole "Jin, Jiyan, Azadi" - übersetzt "Frau, Leben, Freiheit" - ist zum Leitspruch der Bewegung geworden. Auch Loos und die anderen rund zehn Teilnehmerinnen bei der Medienaktion in Wien skandierten die persische Variante der Parole, "Zan, Zendegi, Azadi". "Ich glaube, die Iranerinnen und Iraner geben nicht klein bei", weiß Loos von ihren Kontakten im Iran zu berichten. Dort "schwanken alle zwischen Hoffnung und Angst", aber Ermüdungserscheinungen sehe sie auch nach acht Wochen keine - "eher im Gegenteil. Immer mehr Menschen trauen sich - ich habe nicht den Eindruck, dass es weniger wird".

Die massive Repression wecke allerdings Erinnerungen an die eigene Familiengeschichte. "Wir sind alle traumatisiert. Auch meine Generation, weil wir von Eltern erzogen wurden, die ihr Land verlassen haben." In ihrem Leben sei "Trauer und Sehnsucht immer ein ganz großes Thema" gewesen. "Immer dieses 'Werd ich sie noch sehen, werd ich sie nicht sehen', wenn die Verwandtschaft im Iran krank wurde. Dass man beim Verabschieden nie weiß: Wird es das letzte Mal gewesen sein? (...) Dass wir von unseren Großeltern, von unserer Familie getrennt wurden - das ist alles ein Trauma und das kommt hier auch hoch", so Loos.

Am Samstag fanden in Wien gleich fünf verschiedene Kundgebungen, die alle die Unterstützung der Proteste im Iran zum Zweck hatten, statt. Auch für Sonntag ruft eine Gruppe zur Kundgebung am Stephansplatz auf. Für Donnerstag kündigte der Nationale Widerstandsrat des Irans, eine der ältesten Widerstandsgruppen des Irans, eine Kundgebung vor der Wiener UNO-City an. Anlass ist das Eintreffen einer iranischen Delegation zu den Wiener Atomgesprächen.