Kurier/Gilbert Novy

Kaffeehäuser in Wien leiden noch unter Corona-Umsatzschwund

Der Lockdown im Zuge der Corona-Pandemie hat die Wiener Kaffeehäuser schwer getroffen. Obwohl die meisten von ihnen wieder aufgesperrt haben, kämpfen viele von ihnen ums finanzielle Überleben.

Auch zahlreiche Mitarbeiter verloren ihren Job. Trotzdem sieht der Obmann der Fachgruppe Kaffeehäuser, Wolfgang Binder, eine Chance, den Wienern das Besuchen von Kaffeehäusern wieder "beizubringen". Die Umsatzzahlen sind aber weiter trist. "Wir haben aktuell ungefähr 50 Prozent Umsatzeinbruch im Vergleich zum Vorjahr", erzählte Binder, der das Cafe Frauenhuber in der Wiener Innenstadt betreibt, im Gespräch mit der APA. Besonders würden die Gäste fehlen, die vor, während oder nach der Arbeit zu ihm kommen. Aber auch ausbleibende Touristen seien ein Problem. "Wir haben in Wien das Phänomen, dass die Lokale in der Peripherie besser gehen als in der Innenstadt", sagte er.

Eines dieser Kaffeehäuser ist das Cafe Hübler im 17. Bezirk, das aber auch deutliche finanzielle Einbußen hinnehmen musste. "Das lässt sich auch heuer nicht mehr aufholen", sagte Geschäftsführer Alexander Hübler der APA. Er selbst habe ein Drittel der Mitarbeiter kündigen müssen und blickt auch nicht ganz optimistisch in die Zukunft. "Es geht langsam aufwärts, jedoch ist die Registrierungspflicht für einige Kunden abschreckend und diese kommen dann nicht."

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Fachgruppenchef Binder ist nicht ganz dieser Meinung: "Ich glaube eher, dass die Leute damit weniger Angst haben, ins Lokal zu gehen", vermutete er. Als weitere Schutzmaßnahmen setzt er in seinem Betrieb unter anderem auf wöchentliche Corona-Tests für alle Mitarbeiter.

Allgemein sieht der Kaffeehäuser-Obmann die nun auch im Winter geöffneten Schanigärten als Chance, die Umsätze zu steigern. "Es gibt immer Leute, die sagen, dass sie sich nicht reinsetzen möchten. Denen wollen wir natürlich die Möglichkeit geben, dass sie sich im Winter auch draußen aufhalten können." Trotzdem glaubt er, dass bis Mitte nächsten Jahres zwischen 20 und 30 Prozent aller Cafés zusperren müssen.

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Um das noch zu verhindern, setzt Binder auf die Einheimischen. Diese sollen wieder zum Kommen animiert werden. Als abschreckende Beispiele, wie es nicht geht, sieht er große Privatpartys, Hochzeiten und Clubs, wo sich kaum jemand an die Hygieneregeln hält. "Wir haben hier die Problematik, dass aufgrund weniger schwarzer Schafe hier eine ganze Branche gehemmt wird", sagte er.

Außerdem wird es mit dem Tag des Kaffees am 1. Oktober eine zweite Kampagne der Fachgruppe Kaffeehäuser geben. In der ersten wurde vor rund zwei Monaten mit "Ein Kaffee kann den Tag retten, zwei vielleicht das Kaffeehaus" und bekannten Kaffeehausbesuchern geworben. Diese sieht Binder bis heute als erfolgreich an. "Ich glaube, wir haben damals versucht das Bewusstsein der Wiener ein bisschen zu schärfen, dass es hier doch Probleme in ihren zweiten Wohnzimmern gibt", konstatierte er.