APA - Austria Presse Agentur

Kalifornien wird zur Feuerhölle

Gewaltige Waldbrände bedrohen Kalifornien. Das schlimmste könnte dem US-Bundesstaat allerdings noch bevorstehen, denn für gewöhnlich kommen die schweren Brände erst im Herbst, nun startete das Feuerinferno schon im August.

Eine Fläche von mehr als 6.000 Quadratkilometer Land sind bereits verkohlt,     teilte die Feuerwehr am Donnerstag mit. Gouverneur Gavin Newsom rief wegen der "historischen Waldbrände" Mitte August den Notstand aus. Drei riesige Feuer-Komplexe sind auf die Liste der 20 verheerendsten Brände in der Geschichte Kaliforniens vorgerückt. Acht Menschen starben, mehr als 3.200 Häuser brannten ab. Nach fast dreiwöchigem Kampf gegen die Flammen waren am Donnerstag immer noch 12.800 Feuerwehrleute im Einsatz, fast ebenso viele Menschen durften nach Massenevakuierungen noch nicht in ihre Häuser zurückkehren.

Die schmale Landstraße Mill Creek Road, die einst durch grüne Redwood-Wälder führte, ist jetzt kilometerweit von schwelenden Hausruinen und aschgrauen Baumstämmen gesäumt. Ein "Welcome"-Schild an einem Baum blieb von der Feuerwalze wie durch ein Wunder unversehrt, von dem Haus dahinter ist kaum noch etwas übrig. Geschmolzene Autos in den Auffahrten sind Zeugen der gewaltigen Hitze, mit der die Feuerstürme ganze Landstriche verwüsten.

Sean Kavanaugh ist Einsatzleiter bei der Brandschutzbehörde Cal Fire, seit 32 Jahren bekämpft er Waldbrände. "Die Feuersaison in Kalifornien ist nun ganzjährig", klagt der Fire-Chief. Früher brachen die schweren Brände typischerweise erst am Ende des trockenen Sommers aus. "In den letzten Jahren hat sich wirklich etwas geändert", sagt Kavanaugh. "Wir haben uns von der anhaltenden Dürre nicht erholt".

"Es gibt einen wohlbekannten Zusammenhang zwischen Waldbränden und Klimawandel", sagt Julien Emile-Geay, Professor für Geowissenschaften an der USC-Universität in Südkalifornien. Höhere Temperaturen würden den Boden und den Pflanzenwuchs austrocknen und für Feuer anfälliger machen. "Bei der jüngsten Feuerwelle hat uns aber die ungewöhnlich hohe Zahl von Trockengewittern und Blitzschlägen als Auslöser der Brände überrascht", betont der Wissenschafter.

In dem mit 40 Millionen Menschen bevölkerungsreichsten US-Staat zieht es immer mehr Kalifornier ins "Grüne", in stadtangrenzende Waldregionen. Der idyllische Ort Paradise in Nordkalifornien wurde im Oktober 2018 zur tödlichen Falle. Heftige Winde trieben das sogenannte "Camp"-Fire durch den trockenen Wald. 86 Menschen starben, Zehntausende wurden obdachlos.

Als weiteren Grund für die wachsende Feuergefahr nennt Emile-Geay das Waldmanagement in Kalifornien. Feuer seien ein natürlicher Teil des Ökosystems, dadurch werde dichtes Unterholz ausgedünnt. "Um Eigentum zu schützen, lassen wir natürlich vorkommenden Feuern nicht mehr freien Lauf", erklärt der Wissenschafter. "Somit häuft sich dichtes Buschwerk an, das mit zunehmender Erwärmung immer trockener wird und sich schon durch kleinste Funken entzündet."

Die jüngste Waldbrandserie traf auch den für seine riesigen Mammutbäume bekannten Armstrong-Redwoods-Naturpark, nordwestlich von Santa Rosa. Graue Asche bedeckt nun die rotbraunen Stämme, doch die Waldgrotte mit über 1.400 Jahre alten Redwood-Riesen sei glimpflich davongekommen, meint Park-Ranger Allan Wiegman. "Glücklicherweise fing nur das Unterholz Feuer und nicht die dicken Stämme und Wurzeln", erklärt Wiegman. "Dies sind sehr robuste Bäume".