"Kann das weg?": Klagenfurter Kultur-Diskussion

Der Ort der Auseinandersetzung: Das Stadttheater Klagenfurt
Über öffentliche Kulturförderungen und ihren Wert für die Gesellschaft ist am Montagabend im Stadttheater Klagenfurt diskutiert worden. Die Stadt war nicht zufällig gewählt, denn die Budgetmisere in Klagenfurt bedroht die freie Kulturszene. Kultur sei einfach "eine Investition und als Kitt für die Gesellschaft nötig", befanden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

"Es ist der 13. Jänner, und Klagenfurt hat kein Budget. Wir arbeiten im luftleeren Raum", brachte Alina Zeichen von der IG Kulturinitiativen in Kärnten/Koroška die Situation der freien Szene im Süden auf den Punkt. Stadttheater-Intendant Aron Stiehl und der ORF Kärnten hatten zur Diskussion "Kann das weg? - Über Wert und Notwendigkeit öffentlicher Kulturförderung" geladen.

Zwölftel-Regelung bedroht Kultur

Im Rahmen der von Arnold Mettnitzer moderierten Gesprächsreihe "Vor dem Eisernen" zu hören war ein aufrüttelndes Plädoyer für die Unterstützung der Kulturarbeit in wirtschaftlich schwierigen Zeiten - auch abseits von privatem Mäzenatentum. Dass das kommende Jahr "für die Kultur kein erfreuliches" sein werde, hatte Klagenfurts Kulturstadtrat Franz Petritz (SPÖ) bereits vor Weihnachten angekündigt.

Die budgetäre Misere der Landeshauptstadt (u.a. "Zwölftel-Regelung": Pro Monat gibt es nur ein Zwölftel des Geldes aus dem Vorjahr) bedroht heuer vor allem die freien Kulturinitiativen in Kärnten. Programmsubventionen müssen gestrichen werden, und auch wenn die Sicherung des Bachmannpreises und der Infrastrukturkosten für zwei Spielorte (Kammerlichtspiele, Theater Halle 11) beschlossen worden waren, müssen sogar städtische Ausstellungen storniert und Preise und Stipendien ausgesetzt werden.

"Kritische Kunst ist ein Menschenrecht"

Alina Zeichen warnte: "Wir sind an einem Wendepunkt. Wir haben in den Nullerjahren schon einmal durchgemacht, wie Kultur gelenkt und missbraucht wird (Anm.: unter dem freiheitlichen Landeshauptmann Jörg Haider)". 20 Jahre später, in denen "die Künstler langsam wieder zurückkehrten", drohe neuerlich eine Zerstörung der Strukturen. Das sieht auch Lidija Krienzer-Radojević so, Kulturanthropologin und Geschäftsführerin der IG Kultur Steiermark, die aus dem Parteiprogramm der FPÖ in der Steiermark eine geplante Auflösung der freien Szene abliest und betonte: "Kritische Kunst ist ein Menschenrecht, kulturelle Teilhabe wichtig für die Gesellschaft."

Kulturstadtrat Petritz, der in Klagenfurt "überwiegend positive Kräfte" sieht, verwies auf die "großen demokratiepolitischen Gefahrenpotenziale", die das Beschneiden von Kulturarbeit bergen würde, wie die Beispiele Slowakei und Ungarn zeigten. Und er verwies auf den unterschätzten touristischen Aspekt eines lebendigen Kulturlebens: "Man kann nicht immer nur von der schönen Landschaft leben." Alina Zeichen ergänzte: "Laut Wifo kommt jeder in Kultur investierte Euro dreifach zurück. Kunst ist eine Investition."

"Lebensrettend und sinnstiftend"

Es gehe ums Hinterfragen und Reflektieren, darum, neue Perspektiven zu öffnen und Menschen zusammenzubringen, betonte abschließend Krienzer-Radojević: "Demokratie heißt ausverhandeln. Kritisch sein bedeutet nicht, nur dagegen zu sein." Fazit des Gesprächsabends: Kulturelle Teilhabe sei das Fundament einer starken Zivilgesellschaft (Petritz), helfe zu denken und sei gesund (Krienzer-Radojević), mache Menschen glücklich und sei der Kitt in der Gesellschaft (Zeichen), wirke lebensrettend und sinnstiftend (Moderator Mettnitzer).

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