APA - Austria Presse Agentur

Keine gute Zeit für Verkauf von Hotels und Großgebäuden

Die Grundbücher zeigen Experten in der Coronazeit erste Verwerfungen am Immobilienmarkt. Einige Segmente, z.B. Gebäude mit Wirten oder Händlern als Mieter und Hotels, sind schon getroffen. Der Wert aller 2020 in Österreich verbücherten Immobilien lag auf hohem Niveau bei 35,1 Mrd. Euro, ein Anstieg um 2,3 Prozent. Von Zuwächsen der letzten Jahre - als es 8 bis 13 Prozent nach oben ging - war das aber weit weg. Remax meldet die geringsten Verkaufswertzuwächse seit 6 Jahren.

"Man muss schon bis ins Jahr 2013 zurückblicken, um geringere Wachstumsraten zu finden", schrieb Remax-Direktor Anton Nenning am Mittwoch. Damals war der Markt um 9,3 Prozent geschrumpft.

In Österreich wurden im abgelaufenen Jahr 145.780 Objekte verbüchert, um 7.090 Liegenschaften mehr als im bisherigen Rekordjahr. Die Steigerung im Fünfjahresvergleich ist von 44,2 Prozent für 2019 auf 30 Prozent für 2020 gesunken. Im Zehnjahresvergleich lag der Zuwachs dennoch bei 55,4 Prozent.

Der Maklerverbund nannte für 2020 generelle Trends, aber auch einige Sondereffekte. In Summe bewegte sich der Immobilienmarkt auch 2020 auf sehr hohem Niveau. Speziell Einfamilienhäuser, Baugrundstücke und Eigentumswohnungen erfreuten sich weiterhin großer Beliebtheit, da gab es ein weiteres Umsatzplus. Spürbare Auswirkungen von Covid-19 auf den Immobilienmarkt erwartet Remax in der zweiten Jahreshälfte 2021. Im Wohn- als auch Gewerbeimmobilienbereich wird aktuell mit einem steigenden Angebot gerechnet, bei Wohnimmobilien werde die Nachfrage hoch bleiben, die Preisdynamik etwas abflachen.

Als Datenbasis für den Immobilienspiegel von Remax gelten die Kaufverträge im öffentlich zugänglichen amtlichen Grundbuch. Die Werte wichen in der Menge im Jahresvergleich nicht so stark ab wie deren Zusammensetzung:

Wirtschaftlich vergleichsweise unbedeutend waren 2020 zusätzliche 7.000 Pkw-Abstellplätze, die voriges Jahr als eigenes Kaufobjekt verbüchert wurden, ebenso rund 1.300 Kleingärten. Sie blähen allerdings die Mengenstatistik auf.

Relevant hingegen waren 550 zusätzliche Wohnungen und 1.200 Einfamilienhäuser weniger, ebenso 840 fehlende Grundstücke. "Gesamtwirtschaftlich ins Gewicht fällt der Umsatzrückgang bei Großgebäuden, Zinshäusern und Hotels/Pensionen aufgrund der hohen Stückpreise trotz der kleinen Anzahl", befand Remax. Gerade diese Gruppen seien auch coronabedingt ins Hintertreffen geraten. Ein Hotel im Lockdown zu verkaufen, sei sicher kein guter Zeitpunkt. Gleiches gilt für Pensionen. Ein Gebäude oder ein Zinshaus zu verkaufen, bei dem die Einnahmen durch eingemietete Handels- und Gastronomiebetriebe nur tröpfeln statt fließen, ist naturgemäß ebenfalls weniger erfolgversprechend als in Zeiten, wo die Wirtschaft wieder läuft.

Noch ein Blick auf die regionale Entwicklung 2020: Während alle acht Flächenbundesländer zum Teil sogar erhebliche Umsatzzuwächse melden, fiel Wien nach der Überschreitung der 10-Milliarden-Euro Grenze im Jahr 2019 wieder darunter zurück. 728 Mio. Euro fehlten auf den 2019er Umsatz, die erreichten 9,54 Mrd. Euro blieben dennoch der bisher dritthöchste Transaktionswert hinter 2019 und 2018. Der Anteil Wiens am nationalen Transaktionskuchen ist dadurch weiter geschrumpft und liegt bei aktuell 27,1 Prozent (2019: 29,9 Prozent).