APA - Austria Presse Agentur

Khashoggis Verlobte verlangt Sanktionen gegen Saudi-Arabien

Im Fall des ermordeten saudischen Journalisten Jamal Khashoggi fordert dessen türkische Verlobte jetzt Sanktionen gegen das Land. Die unabhängige Menschenrechtsexpertin Agnès Callamard habe in ihrem Untersuchungsbericht für den UN-Menschenrechtsrat klargestellt, dass es sich um einen kaltblütigen Mord gehandelt habe und dass Saudi-Arabien dafür verantwortlich sei, sagte Hatice Cengiz am Mittwoch.

"Ich rufe zu Sanktionen auf", sagte sie in Genf. Eine Dolmetscherin übersetzte ihre Worte aus dem Türkischen. Cengiz rief die Amerikaner und die Europäer auf, sich für die von Callamard geforderte internationale Untersuchung einzusetzen, damit alle Fakten auf den Tisch kämen. "Der Bericht von Callamard darf nicht nur auf den Regalen der Vereinten Nationen landen", verlangte Cengiz.

Anders als Callamard steht UN-Generalsekretär António Guterres nach Angaben seines Sprechers auf dem Standpunkt, dass strafrechtliche Ermittlungen, die die Kooperation aller Staaten erforderten, eine Resolution des Weltsicherheitsrates voraussetzen.

Unmittelbare Pläne für Treffen in Brüssel, Paris oder Berlin, um ihrer Forderung nach einer Untersuchung Nachdruck zu verleihen, habe sie nicht, sagte Cengiz. Sie wollte am Nachmittag in Genf vor dem Menschenrechtsrat sprechen. Dort wollte auch Callamard Empfehlungen vorstellen, wie die Weltgemeinschaft weiter verfahren soll.

US-Präsident Donald Trump hatte nach dem Callamard-Bericht gesagt, dass der Vorfall aus seiner Sicht tiefgründig untersucht worden sei. Trump sagte in einem am Sonntag ausgestrahlten NBC-Interview weiter, Saudi-Arabien sei ein wichtiger Handelspartner. Wenn die USA mit ihnen keine Geschäfte machten, dann würden dies die Russen oder Chinesen tun.

Khashoggi war Regierungskritiker und lebte in den USA. Er wurde im Oktober 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul in der Türkei von einem saudischen Spezialkommando getötet, als er Papiere für seine geplante Hochzeit mit Cengiz abholen wollte. In Saudi-Arabien stehen angeblich Beteiligte inzwischen vor Gericht. Die Regierung weist aber jeden Vorwurf zurück, das Königshaus könne involviert gewesen sein. Callamard sieht dagegen genügend Anhaltspunkte, um unter anderem gegen Kronprinz Mohammed bin Salman zu ermitteln.