APA - Austria Presse Agentur

Klassiker und Modernes 2021/22 im Linzer Landestheater

Das Linzer Landestheater bleibt in der Saison 2021/22 seiner Leitlinie, Klassiker und Modernes gleichermaßen auf die Bühne zu bringen, treu. Von "Macbeth" bis zu Doku-Theater, von "Aida" bis zu modernen Opern-Uraufführungen reicht der am Mittwoch präsentierte Spielplan, der Corona-bedingt Verschobenes ebenso beinhaltet wie Neues. Im Musical stehen große Premieren ("Priscilla", "Titanic") am Programm, aber auch eine Uraufführung ("Fanny und Alexander") im Schauspielhaus.

Insgesamt sind in der kommenden Spielzeit 39 Neuproduktionen vorgesehen, darunter sieben Uraufführungen, vier österreichische und eine deutschsprachige Erstaufführung. Die Zahl orientiert sich an einem "normalen" Jahr, so der kaufmännische Direktor Thomas Königstorfer. Man habe sich entschlossen, nicht noch mehr auf die Bühne zu bringen, um den Produktionen auch eine adäquate Publikumszahl zu ermöglichen. Der Abo-Verkauf soll im Mai starten, mit dem Freiverkauf wartet man noch etwas ab, hofft aber im Juni beginnen zu können. Welche Produktionen es in der aktuellen Spielzeit noch auf die Bühne schaffen, ist ungewiss. Kulturreferent LH Thomas Stelzer (ÖVP) erwartet allerdings weitere Öffnungsschritte im Mai und zeigt sich auch optimistisch, was einen Theaterbetrieb angeht: Man habe im Herbst gezeigt, dass man sicheren Kulturgenuss bieten könne.

So manche Premiere der kommenden Saison wäre eigentlich schon in der Corona-gebeutelten Spielzeit 2020/21 am Plan gestanden. Das habe die Programmierung herausfordernd gemacht, schilderte Intendant Hermann Schneider. Man wollte schließlich "einen Gemischtwarenladen" verhindern und die thematische Stringenz erhalten. Die Saison 2021/22 steht unter dem Motto "Natur und Kunst" - ein Themenkreis der sich für Schneider durch Ambivalenz auszeichnet, so bietet Natur Erholung ebenso wie sie Pandemien hervorbringt. Das Haus bleibt weiter bei der Leitlinie, Klassikern Modernes gegenüberzustellen.

In der Sparte Musiktheater kündigte das Landestheater einen sowohl publikumswirksamen als auch mit drei Uraufführungen mutigen Spielplan an. Die Saison startet mit Giacomo Puccinis "La Boheme" (25. September), unter der musikalischen Leitung von Chefdirigent Markus Poschner. Regie führt die Götz-Friedrich-Preisträgerin Mizgin Bilmen. Mit Giuseppe Verdis "Aida" folgt am 20. November ein weiterer Opernklassiker (Regie: Sabine Hartmannshenn, musikalische Leitung: Enrico Calesso). Nach dem Corona-bedingten Ausfall in der laufenden Saison steht Mozarts "Le nozze di Figaro" ab 15. Jänner 2022 auf dem Spielplan des Musiktheaters. Wie bei dieser Produktion leitet Markus Poschner auch bei Richard Wagners Bühnenweihfestspiel "Parsifal" Sänger und Bruckner Orchester. Regie führt Schauspieldirektor Stephan Suschke (ab 12. März). Thomas Enzinger, Intendant des Lehár Festivals Bad Ischl, inszeniert Lehárs Meisterwerk "Der Graf von Luxemburg (15. Oktober).

Als Uraufführungen werden "Lachesis", eine Kammeroper von Marijn Simons (mit einem Libretto von Intendant Hermann Schneider), die Crossopera "Otherness: Fear and Discovery" von Luigi Cinque, Jasmina Mitrusic Deric und Valentin Ruckebier sowie "Unter dem Gletscher", ein Musiktheater von Michael Obst, nach einem Roman des isländischen Nobelpreisträgers Haldor Laxness, angekündigt. Das Oberösterreichische Opernstudio wird sich in der Blackbox des Musiktheaters unter anderem mit "Europeras 3G4" von John Cage präsentieren.

Besonders für die Opern-Großprojekte wie "La Boheme", "Aida" und "Parsifal" wird das personell eher kleine Opernensemble wieder mit Gästen ergänzt. Namen wurden bei der Spielplan-Präsentation noch nicht bekannt. Fix zum Einsatz in der nächsten Saison kommen aber die beiden Solistinnen der jüngsten Online-Premiere des Landestheaters, "I Capuleti e i Montecci", Ilona Revolskaja und Anna Alàs i Jové.

Das Musical eröffnet die Spielzeit am 11. September mit der deutschsprachigen Erstaufführung von "Wie im Himmel" von Kay und Carin Pollak und Fredrik Kempe unter der Regie von Spartenleiter Matthias Davids. "Priscilla - Königin der Wüste" (Regie: Christoph Drewitz) nach dem gleichnamigen Film von Stephan Elliott verspricht ab 12. Dezember Disco-Glitzer. Beide Premieren waren ursprünglich für die laufende Spielzeit geplant, sind aber den Corona-Schließungen zum Opfer gefallen. Mit "Titanic" folgt ab 6. Februar ein Broadway-Hit. Ebenfalls mit Corona-Verspätung kommt die Uraufführung "Fanny und Alexander" am 9. April im Schauspielhaus zur Aufführung. Gisle Kverndokk und Oystein Wiik haben Ingmar Bergmanns berühmte Familiengeschichte in ein Musical verwebt. Die beiden zeichneten bereits für "In 80 Tagen um die Welt" verantwortlich. Regie führt auch diesmal Matthias Davids.

Zur Eröffnung der Schauspiel-Saison kommen am 18. September "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk" nach dem Roman von Jaroslav Hašek auf die Bühne. Am 24. September folgt die österreichische Erstaufführung von Thomas Melles "Ode" - das Stück nimmt Ansichten zu zeitgenössischen Kunst auf die Schaufel - und ab 9. Oktober widmet sich Susanne Lietzow Friedrich Hebbels Trauerspiel "Die Nibelungen". Schauspielchef Stephan Suschke inszeniert Klaus Manns "Mephisto" (27. November) sowie Shakespeares "Macbeth" (28. Mai 2022) und bedient damit die Klassiker-Schiene. Bereits zum dritten Mal zeigen Hans-Werner Kroesinger und Regine Dura Doku-Theater in Linz. Nach dem Linzer Swap und der voestalpine nehmen sie sich diesmal moderner Christen an: "Zehn Ave Maria" wird am 26. Februar uraufgeführt.

In der Tanz-Sparte kommt - ebenfalls Corona-verspätet - Mei Hong Lins Ballettabend "Liebesbriefe" am 4. Februar auf die Bühne. "Schwanensee - Traum und Wirklichkeit" folgt am 23. April. Im Jungen Theater, wo in der Corona-Saison "beinahe gar nichts" auf die Bühne gebracht werden konnte, wie Schneider sagte, plant man ein recht umfangreiches Programm für den Nachwuchs. U.a. kommt endlich "Die weiße Rose" von Petra Wüllenweber (8. Jänner) zur Aufführung.