APA - Austria Presse Agentur

Klimawandel begünstigt Ausbrüche von Krankheiten

Trotz Coronakrise müsse der Klimawandel als "größte Katastrophe der Menschheit" im Fokus bleiben, warnte Rotkreuz-Präsident Gerald Schöpfer anlässlich der Präsentation des "World Disasters Report 2020" der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften.

Seine Folgen seien auch für die Gesundheit weitreichend: Schon 2019 forderten Krankheitsausbrüche verglichen mit anderen Naturgefahren die meisten Toten, Klimawandel begünstige diese Entwicklung. Bis zu 250.000 Menschen könnten an den gesundheitlichen Folgen der Erderwärmung in den Jahren 2030 bis 2050 zusätzlich sterben, so Prognosen der Weltgesundheitsorganisation WHO. Denn mit dem Klimawandel steige das Risiko für sogenannte zoonotische Krankheiten - Infektionen, die zwischen Tier und Mensch übertragen werden - wie die durch das neue Coronavirus SARS-CoV-2 hervorgerufene Lungenerkrankung Covid-19, ebenso für Durchfallerkrankungen und Vektorkrankheiten wie Malaria. Die WHO geht beispielsweise von einem Anstieg um 60.000 Malariatote bei einer Erderwärmung von zwei bis drei Grad Celsius ab 2030 aus.

Ohne Maßnahmen gegen den Klimawandel drohe eine Verdopplung der Anzahl jener Menschen, die aufgrund von Katastrophen auf humanitäre Hilfe angewiesen sind - bis 2050 könnte das demnach 200 Millionen Menschen pro Jahr betreffen, heißt es in dem Bericht. Während die Corona-Pandemie die Welt bereits in Bann hielt, gab es allein von März bis August dieses Jahres rund 100 Katastrophen, die meisten davon in Zusammenhang mit Klimaveränderungen, mit 50 Millionen Betroffenen, sagte Schöpfer, Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes (ÖRK). "Es ist ein ermutigendes Signal, dass Österreich die Mittel für Humanitäre Hilfe aufgestockt hat. Um auch in Zukunft mehr Menschenleben retten zu können, müssen wir diesen Weg weitergehen. Die Daten zeigen ganz klar, dass der Bedarf steigt."

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Dass Investitionen in die Katastrophenvorsorge und den Klimaschutz wirken, belege der Bericht auch, so Schöpfer. Obwohl sich die Zahl der Katastrophen seit 1960 versechsfacht hat, sank seitdem die Zahl der Todesopfer, was unter anderem auf verbesserten Katastrophenschutz zurückzuführen sei. "Katastrophenvorsorge rettet Leben. Als eine der wichtigsten Katastrophenhilfsorganisationen helfen wir nicht nur unmittelbar nach Überschwemmungen und Zyklonen, sondern sind lange vorher im Einsatz, um Schlimmeres zu verhindern", betonte Schöpfer.

Der Bericht trägt heuer den Titel "Come Heat or High Water" und führt unter anderem Daten der Vereinten Nationen, der EM-DAT Emergency Events Database und Katastrophenstatistiken der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung zusammen. Im Jahr 2019 waren demnach 97,6 Millionen Menschen von 308 Katastrophen betroffen, 24.396 starben. Europa wurde wie auch Indien und Japan von den weltweit stärksten Hitzewellen heimgesucht. Insgesamt listet der Report 127 Hochwasserereignisse, 59 Stürme, 25 Erdrutsche, acht Buschbrände, zehn Extremtemperaturepisoden, acht Dürren, 32 Erdbeben, drei Vulkanaktivitäten und 36 Krankheitsausbrüche - u.a. Ebola - für das vergangene Jahr auf, die als Desaster einzustufen waren. 77 Prozent standen demnach in Zusammenhang mit dem Klimawandel oder Wetterereignissen.