"Klopstockkult & Ossianfieber" in der Akademie

Komplexe Schau in der Gemäldegalerie der Akademie
In der Ära der Aufklärung kam es zu einem Epochenwechsel hin zum Irrationalismus des Sturm und Drang und der Romantik. Dieser leitete "eine Ablösung des Augenscheins durch das Sphärische und Diffuse mit einer verstärkten Hinwendung zur Akustik ein", wie es anlässlich eines Medientermins am Donnerstag in der Akademie der bildenden Künste Wien hieß. Die Schau "Die Pfeile des wilden Apollo - Klopstockkult & Ossianfieber" in der Kunstsammlung will dies ab Freitag reflektieren.

"In den 'kalten' Rationalismus der kalkulierten Vernunft des Industriezeitalters schieben sich Empfindsamkeit, Gefühl und Affekt, eine Sehnsucht nach Ursprung, Natur und Beheimatung in religiöser Ekstase", schreibt Sabine Folie, Direktorin der Akademie der bildenden Künste im Vorwort des Katalogs zur Ausstellung. Diese Periode "ging einher mit einem Nationalismus", sagte sie bei der Presseführung. Aktuelle Bezüge seien gegeben.

Klopstocks Einfluss auf die Bildende Kunst

Projektionsfiguren in dieser Zeit finden sich in Märchen und Sagen. Mythen und Märtyrergeschichten fiktiver oder idealisierter Dichterfiguren werden beschworen: Homer, Ossian, John Milton oder Friedrich Gottlieb Klopstock. Der Einfluss des Letzteren auf die Bildende Kunst seiner Zeit wird nach Angaben der Akademie "erstmals" beleuchtet. Durch Interpretationen seiner Gedichte durch Angelika Kauffmann, Heinrich Friedrich Füger und Josef Abel, aber auch durch Komponisten wie Franz Schubert war Klopstock zur Zeit der Befreiungskriege auch in der Habsburgermonarchie präsent.

Neben Werken aus der Gemäldegalerie und zahlreichen Leihgaben bilden Exponate aus dem Kupferstichkabinett einen Schwerpunkt. "Der Raum ist schon ein bisschen komplex", betonte Kurator Alexander Roob, Künstler, Forscher und Autor aus Deutschland, beim Rundgang. Tatsächlich: Will man die über vier Räume aufbereitete Materie - inklusive Arbeiten von Studenten am Haus, Filmen und Hörbeispielen - erfassen, sollte man Vorwissen mitbringen oder an einer Führung teilnehmen, denn mit den Texttafeln allein steht man ziemlich allein da.

Überhöhung von Kult und Imagination

Roob beschäftigt sich in seiner Präsentation in der Akademie u.a. mit der politischen Dimension von Klopstocks Dichtkunst, mit der Überhöhung von Kult und Imagination samt religiösem Sektierertum und mit den Imaginationen des mythischen gälischen Barden Ossian, der auch Komponisten des 19. Jahrhunderts in seinen Bann zog. In den Versionen Klopstocks erschien der wilde Apollo übrigens, wie der Pressetext erläutert, "in einer kelto-germanischen Aufmachung, die die Welt mit ihrem Bardengesang und kosmischen Eistanz in kreative Aufruhr versetzte".

(S E R V I C E - "Die Pfeile des wilden Apollo - Klopstockkult & Ossianfieber" in der Kunstsammlung der Akademie der bildenden Künste Wien, 7.3.-25.5., täglich außer Mo 10-18 Uhr, Bild-Essay-Band zur Ausstellung von Alexander Roob im Textem Verlag, 32 Euro; www.kunstsammlungenakademie.at)

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