APA - Austria Presse Agentur

KMU müssen rasch digitaler werden

Die Digitalisierung und die einhergehenden mannigfaltigen Umwälzungen in der Gesellschaft und bei Unternehmen sind in aller Munde - auch bei den Wirtschaftsgesprächen beim Forum Alpbach. Auf Einladung von Google debattierten darüber Verbund-Chef Michael Strugl und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP), moderiert von Google-Österreich-Direktorin Christine Antlanger-Winter. Einig waren sich alle, dass KMU dringend bei der Digitalisierung mitgenommen werden müssten.

Gerade die österreichische Wirtschaftsstruktur hat besonders viele Kleinunternehmen hervorgebracht, die sich tendenziell schwertun, bei den vielen digitalen Neuerungen mitzukommen - geschweige denn gar solche zu gestalten. Bei Start-ups und Großunternehmen stellt sich das anders dar.

"Aus unserer Sicht ist das Thema 'Digital Skills' aktuell eine der drängendsten Herausforderungen für viele österreichische Unternehmen", sagte Antlanger-Winter zur APA. "Das betrifft mehr oder weniger alle Betriebe mit denen wir zu tun haben. Als besonders wichtig erachten wir das Thema technische Bildung für Frauen, Jugendliche und Beschäftigte in KMU." Auch in Österreich wurde deshalb die Initiative "Google Zukunftswerkstatt" gegründet. Mit Partnern werden kostenlose Online-Kurse zu digitalen Kompetenzen geboten. Mehr als 10.000 Menschen hätten im ersten Jahr teilgenommen. Europaweit haben man so bisher 17 Millionen Menschen unterstützt.

"Zudem sind wir davon überzeugt, dass Digitalisierung und Innovation im Einklang mit Klima- und Nachhaltigkeitszielen stehen müssen", so Antlanger-Winter. Technologie sei der Schlüssel dafür. Google habe das Ziel, seine Energieversorgung bis 2030 vollständig zu dekarbonisieren.

"Aktuell erleben wir die größte Transformation, die es im Energiesektor jemals gab", sagte Strugl in der Debatte. Dieser sei neben der Digitalisierung auch von der Dekarbonisierung und einer Dezentralisierung getrieben. Von wenigen Großkraftwerken gehe es in Richtung mehr Kleinkraftwerken. "Die Digitalisierung treibt die Veränderungen an. Es gibt die vor allem die Chance auf mehr Effizienz und zudem für neue Businessmodelle."

Der Schlüssel, um im Zuge der Veränderungen erfolgreich zu sein - nicht nur im Energiesektor - sei Innovation, sagte der Manager und frühere ÖVP-Politiker. Im Verbund baue man ein neues Innovationssystem auf. Dazu gehöre die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen. Beispielhaft erwähnte Strugl die Wasserstoffkooperation mit der voestalpine und der OMV. "Der Verbund kann die Lösung nicht alleine finden." Gemeinsam gehe es aber. Am Ende könne ein Weg zu einer grünen Energie geebnet werden. "Auch Start-ups sind eine gute Möglichkeit, um an neue Ideen zu gelangen."

Eine Frage aus dem Publikum drehte sich darum, warum europäische Großfirmen im entscheidenden Moment gescheitert seien - etwa Otto oder Nokia, Übersee-Firmen den Weg in die Digitalisierung geschafft haben. Beispiele wären Samsung, Apple oder Amazon. "Hier haben US-Firmen wohl mehr Passion dafür gehabt", sagte Schramböck. Europa sei aber immerhin im B2B-Bereich in vielen Bereichen stärker. Sinngemäß sagte die Ministerin weiter, dass viel von starken europäischen Inventionen kopiert worden sei. So sei das World Wide Web in Europa erfunden worden, genau so wie die Basis für Touchscreens, UMTS und WLAN. "Was wir jetzt vermissen ist der Transfer von basic applied Scieneces in Unternehmen. Hier müssen Österreich und Europa stärker werden." Die Erfindungen müssten in Spin-offs zu erfolgreichen Unternehmen werden, die auch in Europa gehalten werden müssten. Das Investitionskontrollgesetz sei in diesem Zusammenhang auch sehr wichtig um Abwanderungen oder Technologieabfluss zu verhindern. Patente aus dem Life-Science-Sektor dürften keinesfalls zum Allgemeingut werden.

Schramböck würde auch gern mehr Kooperation mit US-amerikanischen und europäischen Unternehmen sehen. Freilich brauche es dafür ein Level Playing Field - ganz im speziellen auch mit China müsse daran gearbeitet werden. Ein Level Playing Field meint gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Marktteilnehmer. Um jüngere Menschen stärker in die Praxis zu bringen rührte Schramböck die Werbetrommel für die sogenannte duale Akademie. Speziell AHS-Abgängerinnen sollen davon angesprochen werden und nach der Matura binnen zwei Jahren Dinge dazulernen, die sie zu HTL-Abgängerinnen weiterqualifizieren. Dann sollen die jungen Menschen mit 20 Jahren besser wissen was sie wollen und im Idealfall im Rahmen eines Jobs ein Studium beginnen, das zu diesem passt. So könne es potenziell verhindert werden, dass junge Leute ein wenig zu ihnen passendes Studium wählen, das sie womöglich gar nicht beenden, so Schramböck: "Ich bitte alle Unternehmen in die duale Akademie zu starten."

Strugl bedauerte, dass es in Europa viel Regulierung aber wenig Entrepreneurship gebe. "Das ist auch der Grund warum es so läuft wie es läuft." Österreich müsse auch mehr internationale Talente und Kapital ins Land holen. Wenn es gelinge, die hiesige Lebensqualität international sichtbarer zu machen, "haben wir eine große Chance". Was es insgesamt aber auch brauche, sei die (digitale) Weiterbildung von bereits voll im Berufsleben stehenden Menschen.