Knapp 60 Tote nach Gefechten in Syrien

Rebellen erzielen erste Gebietsgewinne seit Jahren
Bei Gefechten zwischen Rebellen und der syrischen Armee sind laut Informationen von Aktivisten mindestens 57 Menschen ums Leben gekommen. Die Kämpfe brachen im Nordwesten des Landes im Gouvernement Aleppo aus, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete. Demnach griff ein islamistisches Bündnis Stellungen der syrischen Streitkräfte an, auch mit Artilleriefeuer.

Bei dem unerwarteten Angriff der Jihadisten seien 26 Mitglieder der Jihadistengruppe Haiat Tahrir-al Scham (HTS) und ihrer Verbündeten sowie 31 Mitglieder der Regierungstruppen getötet worden, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch mit. Die Armee reagierte mit Luftangriffen auf militärische Ziele der HTS, die als eine der stärksten bewaffneten Gruppen in der Region gilt, aber auch auf Wohngebiete. Wie die Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien weiter berichtete, wurden mindestens vier Zivilisten getötet und zwölf weitere verletzt, darunter auch acht Kinder.

Erste größere Gebietsgewinne der Rebellen seit Jahren

Die Rebellen hätten mindestens zehn Gebiete eingenommen, die zuvor von den Regierungstruppen des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad kontrolliert worden seien, sagte eine mit der Operation vertraute Person. Die Offensive sei bis auf wenige Kilometer an die schiitischen Städte Nubl und Zahra, wo die libanesisch-iranisch unterstützte Hisbollah-Miliz präsent ist, und bis auf zehn Kilometer vor die Tore der Stadt Aleppo vorgerückt. Auch der Flughafen Al-Nayrab im Osten der Stadt, wo pro-iranische Milizen stationiert sind, sei angegriffen worden. Es ist der erste territoriale Vorstoß der Rebellengruppen seit März 2020, als Russland und die Türkei einen Waffenstillstand für die Region vereinbart hatten.

Bodenoffensive Reaktion auf verstärkte Luftangriffe

Die Bodenoffensive sei eine Reaktion auf die verstärkten Angriffe der russischen und syrischen Luftwaffe auf Zivilisten in den vergangenen Wochen sowie auf die Truppenverstärkung der syrischen Armee, die auf mögliche Angriffe hindeute, erklärten die Rebellen. Die syrische Armee reagierte mit Artilleriebeschuss auf Gebiete nahe der von Rebellen kontrollierten Stadt Idlib. Hunderte Familien flohen vor den Kämpfen in Richtung türkische Grenze.

Russland steht fest an der Seite von Präsident Assad. Seit 2015 führt die Regierung in Moskau militärische Operationen zur Unterstützung seines Regimes durch, während die Türkei verschiedene Rebellengruppen unterstützt, die gegen ihn kämpfen.

2011 Bürgerkrieg ausgebrochen

Im Jahr 2011 war in Syrien ein verheerender Bürgerkrieg ausgebrochen. Heute ist das Land gespalten. Machthaber Assad kontrolliert mithilfe seiner Verbündeten Russland und Iran inzwischen wieder zwei Drittel des Landes. Der Nordwesten ist unter Kontrolle von Oppositionskräften. Eine politische Lösung für den Konflikt ist nicht in Sicht.

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