APA - Austria Presse Agentur

Konzert von Manu Delago läutete den Kultur-Neustart ein

Der Beat ist zurück: Mit einem ungewöhnlich früh angesetzten Konzert läutete der Tiroler Hang-Spezialist Manu Delago am heutigen Mittwoch den Kultur-Neustart ein. Im Wiener Stadtsaal legte er um 11 Uhr Vormittag einen umjubelten Auftritt hin, in dem er zwischen meditativen Flächen und tanzbaren Rhythmen changierte. Und passend zu seiner "ReCycling Tour" hatte Delago auch ein hehres Anliegen mit im Gepäck.

"Es ist heute ein sehr besonderer Anlass für uns - hoffentlich auch für euch", sagte Delago in Richtung des Publikums, das sich im Stadtsaal mit entsprechenden Abständen verteilt hatte. Zuvor war am Eingang natürlich die 3G-Regel tonangebend gewesen: Wer geimpft, getestet oder genesen war, kam in den musikalischen Genuss. Aber diese Hürde (ebenso wie die frühe Tageszeit) nahm man sicherlich gerne in Kauf, wurde man doch in den folgenden knapp eineinhalb Stunden reich belohnt.

Denn Delago und seine Bandkollegen - Percussionist Tobias Steinberger sowie Posaunist und Akkordeonist Alois Eberl - waren äußerst gut in Schuss. Aber schließlich ist es auch ein sportliches Unterfangen, dem sich die Musiker aktuell widmen: Die "ReCycling Tour" führt das ganze Team, das insgesamt aus sechs Personen besteht, per Fahrrad einmal quer durch Österreich und zurück. Vor zweieinhalb Wochen in Innsbruck gestartet, wurden bereits mehr als 700 Kilometer absolviert, der Wien-Stopp markierte also quasi die Halbzeit.

Hintergrund ist der Umweltschutzgedanke, will Delago doch mit der Tour und den begleitend auf Facebook veröffentlichten Kurzvideos für einen bewussteren Umgang mit den Ressourcen werben. Zu diesem Anspruch passend, waren im Konzert auch neue Versionen bekannter Stücke von Delago zu hören - recycelt eben. Das Eröffnungsdoppel "Freeze" und "Satori" gab die Richtung vor, ließ zunächst anhand von Delagos Hang-Spiel vorsichtig gebaute Klangwelten entstehen, bevor Tempo und Intensität angezogen wurden und allen voran Eberl an der Posaune in immer kunstvollere Sphären vorstieß. Oder aber man bediente die Clubatmosphäre wie im dichten "Almost Thirty", das zwischen Fragilität und Kraft angesiedelt war.

Das Rad als bestimmendes Element der Tour wurde in mehrfacher Form eingebaut: Einerseits als Bühnendeko und Klanginstrument, andererseits in einer ebenso eigenwilligen wie charmanten Adaptierung von Queens "Bicycle Race" (für die Steinberger auf der Reise gefundenen Müll als Klangkörper nutzte) oder aber einer hörspielartigen Verbeugung vor Thomas Brezinas Wunderfahrrad Tom Turbo. Den Höhepunkt markierte schließlich das programmatische neue Stück "ReCycling", das das reguläre Set beschloss und es zur Herausforderung werden ließ, am Stuhl sitzen zu bleiben. So laut hat die Tanzfläche schon lange nicht mehr gerufen.

Wie schön es ist, wieder vor Livepublikum aufzutreten, durften nicht nur Delago und Co beweisen, sondern auch Rapperin Yasmo als Überraschungsgast. Sie griff für zwei Songs zum Mikrofon, und ihr "Es ist Musik" darf wohl als thematischer Fingerzeig für die kommenden Stunden und Tage gelesen werden: Egal ob unter der Dusche oder mit der Gitarre am Lagerfeuer, egal welche Stilrichtung und welches Instrument, Musik ist eben doch ein alter Freund und lässt sich "nicht verlernen". Dieser Kultur-Neustart beweist es.

Für Manu Delago und sein "ReCycling"-Team geht unterdessen die Reise bereits wieder weiter: Noch am heutigen Mittwoch steht mit Kottingbrunn ein weiterer Tourstopp auf dem Programm, müssen also davor noch rund drei Stunden lang die Pedale bearbeitet werden. Bis sich am 2. Juni im Innsbrucker Treibhaus der Kreis schließt, sind es immerhin noch neun weitere Shows und mehrere hundert Kilometer, die absolviert werden wollen. Eines ist dabei klar: Der Klimaschutz kann nicht warten - die Kultur aber auch nicht. Schön, dass dieser Teil des Lebens nun endlich zurückgekehrt ist.

(S E R V I C E - https://recyclingtour2021.com)