Kraniche fanden im Seewinkel gute Bedingungen vor

Bis zu 17.000 Vögel am Neusiedler See gesichtet
In der Dämmerung bietet sich am Ostufer des Neusiedler Sees derzeit wieder ein beeindruckendes Schauspiel, wenn Tausende Kraniche bei ihren Rastplätzen landen oder von diesen ihren Weiterflug starten. Rund 17.000 wurden bereits vergangene Woche gesichtet, aktuell sind es etwa 3.400, so Harald Grabenhofer vom Nationalpark Neusiedler See Seewinkel im APA-Gespräch. Bei den Lacken finden sie dieses Jahr auch sehr gute Bedingungen vor.

Ähnlich wie bei den Störchen gibt es bei den Kranichen eine West- und eine Ostreiseroute. Die Vögel, die im Seewinkel rasten, dürften aus dem Baltikum stammen und sich zuvor in Ostungarn, in der Hortobágy Puszta sammeln. Dort werden teilweise bis zu 195.000 Tiere gezählt.

"Die Hauptmasse zieht von dort aus über den Balkan nach Griechenland und in die Türkei. Etwa zehn Prozent von denen, die dort rasten, kommen zu uns", erklärte Grabenhofer. Vergangene Woche könnte mit bis zu 17.000 Kranichen bereits ein Peak erreicht worden sein. Es sei aber nicht auszuschließen, dass die Zahl noch einmal steigt. Ab Mitte November nimmt die Zahl der Kraniche stark ab, zu beobachten ist der Vogelzug aber bis in den Dezember hinein.

Im Burgenland treffen sie sich auf der Graurinder-Koppel südlich von Illmitz und Apetlon. Dort finden sie ideale Schlafplätze vor, abhängig vom Wasserstand des Neusiedler Sees steht die Wiese etwas unter Wasser und dies ist heuer der Fall. Auf diese Weise sind sie auch vor Fressfeinden wie dem Fuchs sicher, erklärte Grabenhofer. Die Kraniche wiederum ernähren sich auf der Durchreise vor allem vegetarisch - unter anderem von dem, was auf den Feldern ringsum noch übrig ist.

Auf der etwa 700 Hektar großen Fläche grasen auch 300 Graurinder und Wasserbüffel. Die Fläche wird freigehalten, damit sie nicht verschilft - sonst wäre sie für die Vögel und andere Tierarten nicht so attraktiv. Ein paar hundert Kraniche waren auch bei der Langen Lacke zu beobachten, dort sei aber die Fläche zu klein für eine Riesenansammlung.

Die Situation der Sodalacken im Seewinkel ist aktuell gut, denn seit dem Frühjahr 2023 habe es immer wieder geregnet. Grabenhofer gibt aber zu bedenken: "Die Lacken sind in einem durchaus gut gefüllten Zustand. Aber nur weil oben Wasser drin ist, weil es geregnet hat, heißt das nicht, dass die Lacke gesund ist. Wir brauchen hohe Grundwasserstände, damit bei oberflächlicher Austrocknung im Sommer von unten Salz nachgeliefert werden kann. Wenn die Lacke trocken ist, ist das noch kein Drama. Das Drama findet unten statt, wenn der Grundwasserstand zu niedrig ist. Das ist in den letzten zwanzig Jahren der Fall." Das Projekt "LIFE Pannonic Salt" hat deshalb zum Ziel, Wasser in der Region zu halten und nicht über Entwässerungsgräben abfließen zu lassen.

"Der jetzige Zustand ist eine große Erleichterung, auch für die Vögel, die hier brüten oder rasten, und andere Tiere, von denen die Vögel leben", so Grabenhofer. Die Bestände der Wasservögel erholen sich in Jahren mit höheren Wasserständen. "Man muss sich aber vor Augen halten: Das Problem lösen wir nicht im Nationalpark alleine. Wir müssen die Habitate in Ordnung halten. Die Bestände, die wir jetzt in feuchteren Jahren erfassen, erreichen gerade einmal das Niveau von vor zwanzig, dreißig Jahren auch in trockeneren Jahren. Es gibt eine Tendenz nach unten. Es ist wichtig, die Lebensräume in Ordnung zu halten, auch mit Beweidung und der Anhebung des Grundwasserstandes. Aber das hilft nichts, wenn wir das alleine machen. Es braucht auch Anstrengungen in anderen Brut- und Raststätten", etwa in Eurasien oder Afrika, betonte Grabenhofer.

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