Kreditzinsen weiter gefallen

Die Leitzinsen wirken sich auf die Privatkredite aus
Die österreichischen Kreditnehmer profitieren vom Wettbewerb zwischen den Banken und vom niedrigen Zinsumfeld, weil die Zinsen für Kredite weiter gesunken sind. Das gilt allerdings nur für Kunden guter Bonität, die bisher keine Probleme mit Rückzahlungen hatten. Dies geht aus einer Umfrage bei den Banken über das Kreditgeschäft hervor, die die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) veröffentlichte.

In einer vierteljährlichen Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum werden führende Banken nach ihren Einschätzungen gefragt. Demnach hat der anhaltende Wettbewerbsdruck auch im zweiten Quartal 2019 zu geringeren Margen (Aufschläge auf die Referenzzinssätze, Anm.) bei neu abgeschlossenen Krediten an Unternehmen und neu abgeschlossenen Wohnbaukrediten an private Haushalte geführt. Niedrigere Margen senken die Kreditzinsen und begünstigen die Kreditkunden, drücken aber die Zinserträge der Banken.

Die dadurch günstiger gewordenen Kreditkonditionen kamen allerdings nur Kunden mit entsprechender guter Bonität zugute. Für risikoreichere Kredite wurden die Margen nicht gesenkt.

Die derzeit im langfristigen Vergleich außergewöhnlich niedrigen Kreditzinsen werden jedoch vor allem durch die Geldpolitik des Eurosystems verursacht, so die OeNB. Das Zinsniveau hat sich - infolge der Senkungen der Leitzinsen ab Oktober 2008 und der unkonventionellen Maßnahmen des Eurosystems - deutlich nach unten verschoben. Die Zinsen für Neukredite an Unternehmen sowie an private Haushalte für Wohnbau sind seit Oktober 2008 um etwa 4 Prozentpunkte gefallen. Der Referenzzinssatz Euribor, an den viele variabel verzinste Kredite gebunden sind, ist seit Februar 2016 für alle Fristen negativ.

Abgesehen von den gesunkenen Margen blieben die Kreditbedingungen (Konditionen des Kreditvertrags) insgesamt im zweiten Quartal 2019 weitgehend unverändert. Die Kreditrichtlinien (interne Kriterien der Banken für die Kreditvergabe) für Unternehmenskredite wurden seit Mitte 2015 kaum geändert. Hier kam es aber im zweiten Quartal 2019 zu einer Verschärfung der Richtlinien für Kredite an private Haushalte (Wohnbaukredite sowie Konsum- und sonstige Kredite) aufgrund einer gesunkenen Risikotoleranz der Banken. Bei Wohnbaukrediten waren die Richtlinien auch schon im ersten Quartal 2019 verschärft worden.

Bei Unternehmenskrediten kam es im ersten Quartal 2019 zu einem Rückgang, im zweiten Quartal stagnierte die Nachfrage. Für das dritte Quartal erwarten die Banken eine Fortsetzung der Stagnation. Im Privatkundengeschäft (Wohnbaukredite, Konsumkredite und sonstige Kredite) hat sich die Kreditnachfrage seit Ende 2017 kaum verändert. Für das dritte Quartal 2019 wird jedoch ein Anstieg der Nachfrage nach Wohnbaukrediten erwartet.

Günstig ist die Lage der österreichischen Banken bei den notleidenden Krediten: Ihr Anteil an den Gesamtkrediten ist hierzulande niedriger als im Durchschnitt des Euroraums bzw. der EU insgesamt.

Die Notenbanken des Euroraums führen gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Anfang 2003 viermal jährlich eine Umfrage über das Kreditgeschäft im Euroraum durch. Dabei wurden zuletzt 144 führende Banken aus allen Ländern des Euroraums befragt, darunter acht Institute aus Österreich.

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