APA - Austria Presse Agentur

Mauthausen-Gedenken: Krieg ändert Einladungspolitik nicht

Der Ukraine-Krieg soll keine Auswirkung auf die Einladung russischer Überlebender zur heurigen Befreiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen haben.

Das sagte Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitee Österreich, auf APA-Anfrage. In dem Lager waren auch viele sowjetische Kriegsgefangene interniert. Erst vor einem Jahr hat der russische Präsident Wladimir Putin eine Oberösterreicherin posthum geehrt, die zwei aus der heutigen Ukraine stammende KZ-Ausbrecher rettete.

Zwischen 1938 und 1945 waren in Mauthausen und seinen 49 Nebenlagern rund 200.000 Menschen gefangen, knapp die Hälfte von ihnen wurde ermordet oder starb in Folge der grausamen Haftbedingungen. Die Häftlinge kamen aus mehr als 70 Nationen, unter ihnen waren auch zahlreiche sowjetische (Kriegs)Gefangene. Seit Kriegsende wird jedes Jahr der Befreiung des KZ in den ersten Maitagen 1945 durch US-Truppen gedacht. Es ist die größte KZ-Befreiungsfeier weltweit, zu der traditionell Abordnungen aus den Herkunftsländern der Opfer kommen - heuer ein heikles Terrain vor dem Hintergrund des in der Ukraine tobenden Krieges.

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Umgang mit russischen DiplomatInnen noch offen

Für Mernyi steht aber fest, dass man von der bisherigen Einladungspolitik hinsichtlich der Überlebenden, von denen es unter den ehemaligen sowjetischen Kriegsgefangenen ohnehin nur mehr wenige gibt, keinesfalls abrücken werde. Offen ist noch, wie man mit russischen DiplomatInnen umgeht. Hier will man noch etwas abwarten, wie sich die Lage entwickelt, so Mernyi.

Einen Unterschied zwischen Russen und Ukrainern machte man damals nicht, wie die Geschichte eines Massenausbruchs vor Augen führt: In der Nacht auf den 2. Februar 1945 wagten rund 500 sowjetische Häftlinge einen organisierten Fluchtversuch - den größten in der Geschichte der NS-Konzentrationslager. Die darauffolgende Menschenhatz, die von der SS zynisch als "Mühlviertler Hasenjagd" bezeichnet wurde, überlebten nur etwas mehr als ein Dutzend der Geflüchteten.

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Oberösterreichische Landwirtin erhielt Tapferkeitsorden

Zwei von ihnen – Mykola Zemkalo aus Luhansk und Mychajlo Rybtschinskyj aus Kiew, beides in der heutigen Ukraine – kamen dank einer Bauernfamilie aus Schwertberg, die die beiden auf ihrem Hof versteckte, mit dem Leben davon. Erst im März 2021 hatte der russische Präsident Wladimir Putin die oberösterreichische Landwirtin Maria Langthaler (1888-1975) deshalb posthum per Dekret mit dem Tapferkeitsorden der Russischen Föderation ausgezeichnet.

Die diesjährige Befreiungsfeier am 15. Mai steht unter dem Titel "Politischer Widerstand". Es ist zu erwarten, dass dabei auch auf die aktuelle Situation in Russland bzw. der Ukraine Bezug genommen wird. Politische Reden gibt es aber – abgesehen von einer kurzen Ansprache Mernyis - bei der Feier traditionell nicht.