APA - Austria Presse Agentur

Kritik von Bachler und Drozda an Bundestheater-Ausgliederung

Für den ehemaligen Direktor des Burgtheaters, Nikolaus Bachler, war die Ausgliederung der Bundestheater 1999 "eine Kindesweglegung".

"Sie können nicht über Nacht aus einem Bundestheaterverband mit Hunderten Mitarbeitern ein Profitunternehmen machen, wenn Sie parallel dazu überhaupt keine Strukturen verändern. Dort liegt der Urgrund der angespannten Situation, die vom ersten Tag herrschte", sagte Bachler im "Kurier" (Sonntag-Ausgabe). Der Ex-Burgchef reagierte in dem Interview gemeinsam mit dem damaligen Burg-Geschäftsführer Thomas Drozda auf einen kürzlich veröffentlichten Bericht des Rechnungshofs (RH) zum Finanzgebaren des Burgtheaters zwischen 1999 und 2008, in dem die zunehmend angespannte Finanzlage des Hauses in dieser Zeit belegt wurde. Zentrales Problem der Ausgliederung war für Drozda, dass es "keine Bereitschaft des Finanzministeriums gab, eine jährliche Erhöhung der Subvention vorzusehen".

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Im RH-Bericht sei deutlich zu sehen, "dass wir mit einem einnahmenseitigen Thema konfrontiert waren - die Subvention war Jahr für Jahr geringer. Ganz im Gegensatz zum Bericht danach, der weist auf ein massives ausgabenseitiges Problem hin", verwies Drozda auf den 2016 veröffentlichten RH-Bericht über die Jahre 2008 bis 2013, in dem die damalige kaufmännische Leiterin Silvia Stantejsky, der künstlerische Leiter Matthias Hartmann und der Aufsichtsrat massiv kritisiert wurden.

Dass die Finanzlage der Burg "kritisch" war und das Theater in den ersten drei Jahren 5,8 Mio. Euro an Liquidität eingebüßt habe, wie der Rechnungshofs im aktuellen Bericht befand, ist für Drozda "leicht erklärbar": "Wir hatten die Notwendigkeit, ein Repertoire aufzubauen - aus dem Nichts. Und zweitens die Notwendigkeit, maßgebliche Investitionen vorzunehmen." Die Eigenkapitalentwicklung und die Gewinn-und Verlustrechnung hätten aber ein ganz anderes Bild gezeichnet. "Wir haben uns ausgabenseitig nach allen Regeln der Kunst bemüht, Budgets unter widrigen Umständen zu erstellen und einzuhalten", so Drozda.

Zur Anmerkung des RH, dass die Problematik der Barauszahlungen auch bereits vor dem Jahr 2008 bestand, meinte Bachler: "Wir kommen aus einem Metier der Barauszahlungen. Ein Theatergesetz war, dass man nach der Pause nicht weiterspielen musste, wenn das Geld nicht dalag." Es habe sich hier viel verändert, aber das "heißt nicht, dass es dadurch Malversationen gab".

Die mit der Ausgliederung geschaffene Bundestheater-Holding wurde für Bachler "in erster Linie gegründet, damit die Politik eine Ruhe hat. Diese Mutter war nur eine Nanny, die auf die Kinder aufpasst. Aber sie hat keinen aktiven Part der Gestaltung." Befragt, ob die Ausgliederung ein politischer Fehler der SPÖ gewesen sei, meinte Drozda, einstiger SPÖ-Kulturminister, -Bundesgeschäftsführer und Kultursprecher seiner Partei: "Der entscheidende Fehler war, am Ende nicht für eine ausreichende Einnahmensituation zu sorgen."