APA - Austria Presse Agentur

Kulturhauptstadt Salzkammergut mit Schwerpunkt zu Raubkunst

Mit der Ausstellung "Reise der Bilder" ab 21. März im Kunstmuseum Lentos in Linz sowie an weiteren Standorten im Salzkammergut setzt die Europäische Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 einen thematischen Schwerpunkt auf das Thema Raubkunst. Am Freitag wurden erste Einblicke in das Projekt gegeben. Die Ausstellungen werden erzählen, warum "die wichtigsten Werke der Weltkultur für einige Zeit im Salzkammergut gelagert waren", fasste Kuratorin Elisabeth Nowak-Thaller zusammen.

Europaweit haben die Nationalsozialisten Kulturgut-Raubzüge durchgeführt, Kunstwerke zumeist jüdischer Eigentümer beschlagnahmt, enteignet oder einfach gestohlen. Ein großer Teil ihrer Beute wurde dem Privatbesitz von Adolf Hitler einverleibt, der sie in seinem geplanten gigantischen "Führermuseum" in Linz ausstellen wollte. Als 1943 die Luftangriffe der Alliierten immer intensiver wurden, suchte man nach einem geschützten Ort für die bis dahin verstreut aufbewahrte "Führer-Sammlung" - und fand ihn im Salzbergwerk in Altaussee. 6.500 Gemälde, Statuen, Möbel, Münzsammlungen, historisch wertvolle Waffen und vieles mehr wurden dort eingelagert. Zu Kriegsende wären sie um ein Haar zerstört worden. Bergmänner retteten Kunstschätze von unermesslichem Wert unter Einsatz ihres Lebens vor der Vernichtung. Noch heute wird versucht, Besitzer der geraubten Kunstwerke oder deren Nachkommen zu finden.

Die "Reise der Bilder" wird ab 21. März im Lentos in Linz zu sehen sein. Da der Grundstock des Lentos-Bestands im Wesentlichen auf die Sammlung des Kunsthändlers Wolfgang Gurlitt, der zur Nazizeit auch im Ausseerland seine Geschäfte machte, zurückgeht, war das Museum in den vergangenen Jahren immer wieder mit Restitutionen konfrontiert und setzt sich laufend mit diesem Teil seiner Geschichte auseinander. Flankiert wird die Hauptschau von weiteren Ausstellungen: Ab 28. März wird im Kammerhofmuseum in Bad Aussee das Leben und Wirken Wolfgang Gurlitts und seiner jüdischen Geschäftspartnerin Lilly Christiansen beleuchtet. Ab 19. April sind in Lauffen/Bad Ischl zeitgenössische Positionen zum Thema Raubkunst zu sehen.

Das Thema "hat mit unserem Haus viel zu tun", sagte Lentos-Direktorin Hemma Schmutz. "Vor dem Hintergrund der heutigen Debatten über koloniales Erbe in Museen und auch über Zerstörung von Kunst" habe man diese Trilogie entwickelt. Die Ausstellung wird von ihrer Stellvertreterin Elisabeth Nowak-Thaller kuratiert.

Zum einen wurde von den Nazis im Rahmen des "Sonderauftrag Linz" Kunst gebunkert, zum anderen haben auch österreichische Museen wie die Albertina oder das Kunsthistorische Museum im Franz Josef Erbstollen in Lauffen bei Bad Ischl ihre Kunstwerke in Sicherheit gebracht. "Ich habe versucht 70 Werke, die in Altaussee oder Laufen eingelagert waren, zu einen. Wir werden die Provenienzgeschichten dieser Bilder ausführlich beleuchten", kündigte Nowak-Thaller an. Man werde versuchen, "die wirklich abenteuerliche Reise dieser Bilder durch ganz Europa" - ihr Weg zum Einlagern im Salzkammergut und die Rückverteilung nach dem Krieg über den Collecting Point in München - zu erzählen.

"Zum ersten Mal wird im Lentos alte Kunst gezeigt", denn es handle sich um Werke aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, so die Kuratorin. Zu sehen sind zahlreiche Leihgaben von Tizian über Francisco de Goya bis Edvard Munch. Es werde auch ein Modell des Genter Altars zu sehen sei, um den sich eine berühmte Geschichte - einen Flügel sollen die Bergleute im Stollen als Tischplatte verwendet haben, was aber dementiert wird - rankt.

Als Vorgeschmack wurde am Freitag im Lentos bereits das Gemälde "Winterlandschaft" von Claes Molenaer präsentiert, das im Rahmen des "Sonderauftrags Linz" 1942 von den Nazis in den Niederlanden aufgekauft wurde und Teil der Ausstellung im Lentos sein wird. Eine unrechtmäßige Herkunft ist nicht bekannt, kann aber nicht ausgeschlossen werden, da man nichts über etwaige Vorbesitzer weiß.