APA - Austria Presse Agentur

Landestheater NÖ startet mit exaltiertem Moliere

Nach sechsmonatiger covidbedingter Pause ist am Freitagabend auch im Landestheater NÖ in St. Pölten der Vorhang wieder aufgegangen. Die Premiere von "Molières Schule der Frauen" in einer exaltierten Inszenierung von Ruth Brauer-Kvam erhielt viel Premierenapplaus. Die fünfte Spielzeit unter der künstlerischen Leitung von Marie Rötzer startet unter dem Motto "200 Jahre Welt-Bürger*innen-Theater".

"Durch die Krise sind wir aus unserem beschleunigten Zeitgetriebe herausgefallen und in einen Schwebezustand geraten", konstatiert Rötzer im Vorwort zur Spielzeit-Broschüre 2020/21. In einen merkwürdigen Schwebezustand geraten scheint auch diese Inszenierung, die zwischen Burleske und Groteske pendelt und den Mitwirkenden viel an "obsessiver Kunst der Verstellung und der Übertreibung" (Rötzer) abverlangt.
Die Widersprüchlichkeit beginnt schon beim verwirrenden Titel "Molières Schule der Frauen. Von Molière". Tatsächlich hat Brauer eine eigene Fassung der "Schule der Frauen" unter Verwendung von Texten aus "Kritik der Schule der Frauen" (beides in der Übersetzung von Hans Weigel) sowie aus "Der Menschenfeind" erstellt.

So viele zeitlose Elemente enthält diese Komödie über hartnäckige Geschlechterklischees und eifersüchtiges Besitzdenken. Doch Brauer-Kvam aktualisiert nicht, sondern verfremdet vielmehr mit disparaten Stilmitteln: Commedia dell'arte, Stummfilmästhetik, Slapstick und Schlagwerkerei (mit der famosen Ingrid Oberkanins) werden zu einer ambitionierten Mixtur vermengt. Das ist optisch bisweilen hübsch, Luftballons inklusive, aber ergibt eine insgesamt wenig schlüssige Kasperliade.

Und so tänzelt Emilia Rupperti (Uranie) als Marlene-Dietrich-Verschnitt durch die von Quasten geprägte Szenerie (Bühne: Monika Rovan), wirkt Tilman Rose als Arnolphe wie ein naher Verwandter von Herman Munster, scheint der Horace von Philip Leonhard Kelz mit seiner windschiefen Frisur einer Inszenierung von Herbert Fritsch entsprungen. Gekonnt skurril kommen auch Tim Breyvogel und Tobias Artner in mehrfachen Rollen über die Rampe.

Das alles ist sehr nett, mitsamt schönen surrealen Bilderfolgen, die gelegentlich eine Spur zu illustrativ-didaktisch geraten, aber verrät noch nicht, was denn nun jenseits virtuosen Geblödels als Botschaft intendiert gewesen wäre. Auch wenn diese ebenso unübersehbar wie unmissverständlich ohnehin im Stück angelegt ist.