APA - Austria Presse Agentur

Langwieriger Prozess gegen mutmaßlichen Drogenboss in Linz

Der Prozess gegen einen mutmaßlichen Drogenboss, dessen Bande in zehn Jahren mehr als 200 Kilo Kokain mit einem Straßenverkaufswert von gut 16 Millionen Euro u.a. nach Österreich geschmuggelt haben soll, ist am Freitag in Linz vor Gericht fortgesetzt worden. Der Angeklagte, dem bis zu 20 Jahre Haft drohen, ist nicht geständig. Ein umfangreiches Beweisverfahren ist deshalb notwendig. Im Verlauf des Prozesses wurde das noch für Freitag geplante Urteil immer unwahrscheinlicher.

Der Angeklagte, der schon in Österreich wegen Drogenhandels vor Gericht gestanden war, wurde im heurigen April am Flughafen in Mailand festgenommen. Der Österreicher mit dominikanischen Wurzeln soll mit Familienangehörigen Kokainlieferungen in der Dominikanischen Republik organisiert haben. Dort wurde das Suchtgift gepresst und in Koffergestängen sowie in Schlüsselanhängern in Form von kleinen Trommeln versteckt. Lieferungen per Paket gingen auch nach Spanien, Italien und in die USA. Der Mann ist nur in geringem Ausmaß geständig. Mit dem Drogenschmuggel habe er nichts zu tun. Einmal habe er in Österreich ein Paket weitergeleitet, das der ursprüngliche Empfänger nicht annehmen habe wollen. Selbst habe er nur etwa 200 Gramm Kokain verkauft. Auch eine Erpressung eines Mannes, von dem er im Zusammenhang mit Kokainhandel 3.000 Euro verlangt habe und ihm bei Nichtbezahlung angedroht haben soll, dass dessen Familie etwas angetan werde, stellte er in Abrede.

Im Zusammenhang mit dem Drogenschmuggel standen schon sieben Bandenmitglieder vor Gericht und wurden teilweise zu Haftstrafen verurteilt. Von ihnen sind einige als Zeugen im Prozess geladen und werden zum Teil aus Gefängnissen, wo sie Strafen absitzen, vorgeführt oder per Videoleitung von dort zugeschaltet. Bei anderen Zeugen handelt es sich um Beschuldigte auf freiem Fuß. Bei den früheren Vernehmungen durch die Polizei belasteten sie den Angeklagten schwer. Dieser wiederum will jene Menschen entweder gar nicht kennen oder sie hätten etwas gegen ihn beziehungsweise könne er sich deren Vorwürfe nicht erklären. Dass er wie von ihnen behauptet, in der Dominikanischen Republik einen luxuriösen Lebensstil mit mehreren Häusern und einem Sportwagen geführt habe, wies er zurück.

Die Zeugen nahmen im Prozess ihre früheren Beschuldigungen dann auch wieder teilweise oder ganz zurück. Dass der Angeklagte in der Drogenszene aktiv sei, hätten sie nicht von ihm, sondern nur vom Hörensagen gewusst. Sie sagten sogar, sie hätten damals vor der Polizei gelogen. Sie wurden im Gericht mehrmals daran erinnert, dass eine Falschaussage als Zeuge ebenso strafbar sei wie falsche Beschuldigungen vor der Polizei gegen andere. Gefragt wurden sie auch, ob mit ihnen vor dem Prozess Kontakt ausgenommen worden sei - Hinweise darauf liegen dem Gericht vor.

Lange Zeit in der Befragung des Angeklagten am Freitag nahmen Fragen zu Chats mit Audiodateien auf seinem Handy in Anspruch. Darin ging es um Probleme mit aus der Dominikanischen Republik nach Europa geschickten Paketen, die nicht angekommen seien und auch, dass mit Kokaingeschäften sagenhaft Gewinne gemacht werden könnten. Dabei habe es sich aber nur um geringe Mengen gehandelt, die er auch zugesteht, aber nicht mehr. Von weiteren Paketen habe er nicht gewusst. Ihm vorgehaltene Lieferungen hätten gar nicht existiert, beteuerte er. Freitagnachmittag waren weitere, zeitaufwendige Befragungen von Zeugen geplant.