Lehrlingszahlen in Österreich erreichen neues Tief
Die Zahl der Lehrlinge sei weiterhin im freien Fall. Der stärkste Rückgang sei im Tourismusbereich zu verzeichnen, hieß es am Mittwoch in einer Pressekonferenz. Der Tourismusbereich erlebte den stärksten Rückgang seit 15 Jahren.
2023 erreichte den Angaben zufolge die Zahl der Lehrbetriebe ein Langzeittief, die Lehrlingszahl sank von 27.280 auf 27.083. "Die Lehre ist zentral für die Wirtschaft, aber der Fachkräftemangel wird bedrohlich. Die Zahlen sind drastisch gesunken. Wir müssen gegensteuern", so Fischer. Hinteregger betonte die dramatische Lage im Tourismus: "2008 waren es noch knapp 15.000 Lehrlinge, jetzt sind wir bei knapp 7.500 - langfristig müssen es wieder um die 20.000 Lehrlinge sein."
Praktikum schon in der Schule
Hinteregger schlug zur Steigerung der Attraktivität der Lehre ein obligatorisches zweiwöchiges Praktikum in der 9. Schulstufe vor. Junge Menschen könnten so die Möglichkeiten einer Lehre erkennen. Denkbar seien etwa Urlaubsgutscheine als Anreiz. Gefordert seien kreative politische Ansätze.
Weiters empfahl Hinteregger die Einrichtung eines Tourismus-Lehrlingspools, "der es ermöglicht, innerhalb der Lehre in Betrieben zu 'switchen', aber beim gleichen Betrieb angestellt zu bleiben".
Die Lehre in Österreich muss laut Fischer dringend modernisiert werden. Es brauche flexiblere Ausbildungsmöglichkeiten, die auf die Anforderungen der heutigen und zukünftigen Arbeitswelt zugeschnitten seien. Ebenso sollten Lehrpläne schneller und kontinuierlicher an technologische Entwicklungen und neue Berufsbilder angepasst werden.
KMU im Fokus
Beide hoben die Rolle der Klein- und Mittelunternehmen (KMU) hervor: "Auch dort müssen wir für Motivation sorgen", so Hinteregger. Sie bildeten die meisten Lehrlinge aus, würden aber benachteiligt, wenn diese von größeren Firmen abgeworben würden.
Der SWV Wien appelliert an die Regierung, auf Unternehmerideen zu hören, um den Fachkräftemangel zu beheben. "Lehre muss ein Thema sein", betonte Hinteregger. Sie müsse ein eigenes Staatssekretariat oder Ministerium bekommen, "dass das wirklich eine Priorität hat". Das Problem sei in den letzten Jahren nicht ernst genug genommen. "Es wurde gewartet, bis der Hut brennt."
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