APA - Austria Presse Agentur

Leiterin von Nawalny-Stiftung: Geht ihm nicht gut

Die Leiterin der Anti-Korruptionsstiftung des inhaftierten russischen Oppositionellen Alexej Nawalny, Maria Pewtschich, erzählt im Interview mit dem "profil", dass es Nawalny nicht gut gehe. "Er ist permanent in Einzelhaft in einer sogenannten Bestrafungszelle", sagt sie. Zudem würden "unterschiedliche Foltermethoden" gegen den 46-Jährigen eingesetzt. "Sie versuchen, ihn mit jedem denkbaren Mittel zu brechen." Dazu gehöre auch der Versuch, ihn mit Krankheiten zu infizieren.

So seien ein paar Mal kranke Gefangene in seine Zelle gesteckt worden, wodurch er sehr krank geworden sei, "wobei wir nicht wissen, ob er Corona hatte oder ein anderes Virus, denn Nawalny erhält keine medizinische Behandlung", berichtet Pewtschich. Es stünde nicht gut um seine Gesundheit, aber er halte sich überraschend gut und habe seinen Kampfgeist nicht verloren.

"Dass Nawalny 35 Jahre inhaftiert bleibt, glaubt niemand, er hat sozusagen lebenslang bekommen", sagt sie. Die Frage sei nur, ob Nawalny oder der russische Präsident Wladimir Putin länger lebe. "In der Minute, in der Putin weg ist, aus welchem Grund auch immer, wird Nawalny freigelassen werden. Ich denke nicht, dass das noch sehr lange dauert", so Pewtschich. Dennoch hoffe sie, Putin eines Tages vor einem Gericht zu sehen, "er soll den Preis für seine Taten zahlen. Alle, die gemordet und vergewaltigt haben, sollen verurteilt und eingesperrt werden. Es soll Gerechtigkeit geben, das haben auch die Menschen in Russland verdient."

Nawalnys Situation und der Versuch ihn zu töten, hänge auch mit dem Angriff auf die Ukraine zusammen. "Im Nachhinein ergibt das alles Sinn, auch der Zeitpunkt im Sommer 2020: Putin bereitete sich auf seinen Angriff vor, räumte Menschen aus dem Weg, die dagegen sein könnten", sagt die 35-Jährige dem Nachrichtenmagazin.

Die Annahme des Westens, dass die Menschenrechtsverletzungen interne Angelegenheiten Russlands seien und Moskau ein verlässlicher Partner habe sich jedenfalls als falsch erwiesen, so Pewtschich weiter. "Wenn ein Regime seine eigenen Leute unterdrückt, wird das früher oder später überschwappen. Es war klar, dass die Probleme der Menschen in Russland einmal zum Problem der ganzen Welt werden."

Es sei auch ein Fehler, zu denken, dass die Mehrheit der Russen imperialistisch oder nationalistisch denke und den Krieg unterstütze, betont Pewtschich. "Würden Menschen in Europa riskieren, mit einem chemischen Kampfstoff vergiftet zu werden? Würden sie gegen die Festnahme eines Oppositionspolitikers demonstrieren, wenn sie dann garantiert ihren Job verlieren und eine Gefängnisstrafe riskieren?", fragt sie rhetorisch. Dennoch bleibe sie optimistisch, was die Menschen in Russland betreffe. "Es sind schwierige Zeiten, es waren die vergangenen 22 Jahre unter Putin schwierig. Doch am Ende werden wir Erfolg haben."