Lentos setzt 2024 Schwerpunkte auf Raubkunst und Bruckner
Das Lentos startet mit einem Umweltprojekt in das neue Ausstellungsjahr: Die Schau "Donau:Insel" (23. Februar bis 5. Mai) im Untergeschoß befasst sich mit dem Fluss als Kulturlandschaft. Die österreichischen Künstler Herwig Turk und Gebhart Sengmüller spüren der Entwicklung des regulierten Flusses nach. Es handle sich um "künstlerische Forschung, ein Projekt, in dem Künstler mit Wissenschaftern zusammenarbeiten", so Schmutz.
Das zentrale Projekt 2024 ist aber die Trilogie "Die Reise der Bilder", die auf eine Idee von Sammlungsleiterin Elisabeth Nowak-Thaller zurückgeht und den Kunstraub der Nazis zum Inhalt hat. Die Ausstellungsreihe startet mit der Eröffnung der Hauptausstellung am 19. März im Großen Saal des Lentos: "Die Reise der Bilder. Hitlers Kulturpolitik, Kunsthandel und Einlagerungen in der NS-Zeit im Salzkammergut" (bis 8. September). Ebenfalls zu dem Projekt gehören die Ausstellung "Wolfgang Gurlitt. Kunsthändler und Profiteur in Bad Aussee" (28. März bis 27. Oktober), die im Kammerhofmuseum in Bad Aussee gezeigt wird, und "Das Leben der Dinge. Geraubt - verschleppt - gerettet" (27. April bis 1. September, Altes Marktrichterhaus) in Lauffen/Bad Ischl, wo gegen Ende des Zweiten Weltkriegs die Werke aus den heutigen Bundesmuseen eingelagert waren. "Das haben wir als Ausgangspunkt genommen, unsere Trilogie zu vervollständigen und eine Ausstellung zusammenzustellen, die sich aus der Perspektive von internationalen Künstlern mit dem Thema Kunstraub auseinandersetzt", erklärte Schmutz.
In Linz werden u.a. Werke von Goya, Edvard Munch oder Tizian aus diversen Museen in Wien, Deutschland, ev. auch Frankreich zu sehen sein, ebenso ein Modell des Genter Altars, zählte Schmutz auf und räumte ein: "Das Projekt übersteigt eigentlich unsere Mittel". Wie der kaufmännische Direktor Gernot Barounig ausführte, habe das Projekt "einen finanziellen Zusatzbedarf von 500.000 Euro", der zu einem großen Teil in die Bereiche Versicherung und Transport fließe. Einen Sockelbetrag zahle das Lentos selbst, Geld komme zudem vorrangig von der Kulturhauptstadt, ebenso vom Kulturministerium, der Stadt Linz, von den Linzer Lentos-Freunden und Sponsoren.
Die zweite Ausstellung, die 2024 im Großen Saal gezeigt wird, steht im Zusammenhang mit dem Brucknerjahr: "Wir haben etwas aufgenommen, das im Werk von Bruckner eine große Rolle spielt: Sein Schaffen für Chor", kündigte Schmutz an. "Komm, sing mit!" (4. Oktober bis 5. Jänner 2025) wird sich "mit der Kraft des Singens beschäftigen" - sei es als gemeinschaftsbildende Praxis, als Mittel zum Protest oder zu anderen Zwecken. Das Publikum soll auch "angeregt werden, aktiv zu werden".
Im Untergeschoß des Kunstmuseums an der Donau ist von 24. Mai bis 18. August die Ausstellung "Margit Palme. Der Blick" zu sehen. Die Aquatintas der 1939 geborenen Künstlerin haben oft weibliche Identität zum Inhalt, in späteren Phasen aber auch aktuelle Themen wie Corona, Süchte etc., schilderte Schmutz. Ab 18. Oktober sind im Untergeschoß in der Ausstellung "20 Jahre Kardinal König Kunstpreis" (bis Jänner 2025) Werke der Preisträgerinnen und Preisträger der vergangenen zwei Jahrzehnte zu sehen.
Das Stadtmuseum Nordico befasst sich 2024 einerseits mit dem Thema Sommerfrische und andererseits ebenfalls mit Anton Bruckner. "Linz auf Sommerfrische. Naherholung im Mühlviertel und Salzkammergut" (8. Mai bis 25. August) widmet sich privaten Reisenden ebenso wie von Betrieben organisierten Erholungsaufenthalten und sei eine "lose Kooperation mit dem Stadtmuseum Bad Ischl", so Nordico-Leiterin Andrea Bina. Die zweite große Nordico-Schau "It's me, Toni. Eine Suche nach der Identität Anton Bruckners" von 13. September bis Februar 2025 ist der Beitrag zum Brucknerjahr, der einen zeitgenössischen und feministischen Blickwinkel haben soll.
Wirtschaftlich ist Geschäftsführer Barounig mit dem Jahr 2023 zufrieden, man liege mit 57.000 Besuchern im Lentos und 15.000 im Nordico ca. 25 Prozent über dem Vorjahr und damit wieder auf Vor-Corona-Niveau. Die Eintrittserlöse entwickeln sich stärker als Besucherzahlen und man erwarte für heuer den höchsten Einnahmenwert aus Eintritten seit Linz09, prognostiziert er ein ausgeglichenes Ergebnis, "voraussichtlich sogar einen kleinen Überschuss". Für 2024 verfügt das Lentos über ein Budget von 6,1 Millionen Euro, davon kommen 4,8 Millionen von der Stadt Linz. Inflation und Personalkosten werden kommendes Jahr weitere Kostensteigerungen verursachen, Erleichterung bringe hingegen, dass die Stromkosten dank sinkender Tarife und Stromsparmaßnahmen weniger werden, so Barounig.
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