APA - Austria Presse Agentur

Leopold Museum widmet sich dem Hagenbund

"Von der gemäßigten zur radikalen Moderne" reicht das vielfältige Œuvre der Vertreter des Künstlerbundes Hagen, dem das Leopold Museum nun eine umfassende Ausstellung widmet. Laut Direktor Hans-Peter Wipplinger handelt es sich dabei erst um die vierte größere Hagenbund-Schau der vergangenen Jahrzehnte. Gezeigt werden rund 200 Exponate - darunter auch Kataloge und Plakate - von 1900 bis 1938. Etwa ein Drittel stammt aus der hauseigenen Sammlung, darunter auch jüngste Ankäufe.

"Es ist nicht nur eine Reise durch die politischen und sozialen Umstände, unter denen die Werke geschaffen wurden, sondern auch durch viele -Ismen vom Impressionismus über den Expressionismus bis hin zur neuen Sachlichkeit der 1920er-Jahre", erläuterte Wipplinger bei der Presseführung am Donnerstag. Neben den Eigenbeständen speist sich die Schau aus zahlreichen Leihgaben sowohl aus anderen Bundesmuseen sowie Privatsammlungen.

Der Künstlerbund, der sich nur drei Jahre nach Gründung der Secession ebenfalls aus der als konservativ geltenden Genossenschaft bildender Künstler Österreichs (heute: Gesellschaft bildender Künstler Österreichs) abgespaltet hatte, umfasste zu Beginn 22 Künstler, die die mangelnde Förderung junger Talente seitens der Vereinigung kritisierten. Schon in den 1910er-Jahren erreichte der Hagenbund seinen Status als bedeutende Plattform für junge und progressive zeitgenössische Kunst. Die vom Hagenbund bespielte Zedlitzhalle, die von Gründungsmitglied Joseph Urban zu einem Ausstellungsraum adaptiert wurde, diente dem Hagenbund als Heimat. An sie erinnert im ersten Raum ein Foto aus dem Jahr 1908.

Unter dem Credo größtmöglicher Offenheit, die sich auch dem Stilpluralismus verschrieben hat, versammelten sich im Laufe der Zeit 266 Künstlerinnen und Künstler, wobei Frauen laut den beiden Kuratoren Dominik Papst und Stefan Üner jedoch kein Stimmrecht hatten, aber im Gegensatz zu den anderen Vereinigungen immerhin sichtbar werden konnten.

Die lose chronologisch gehängte und sich immer wieder thematisch vertiefende Schau widmet sich zunächst frühen Landschaftsgemälden, die Einflüsse von Impressionismus, Symbolismus und des Jugendstils zeigen; darunter etwa Rudolf Junks "Herbstvormittag am Attersee" aus dem Jahr 1904. Wesentlich beteiligt war der Hagenbund im Jahr 1908 bei den Feierlichkeiten zum 60-jährigen Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Joseph I., deren Inszenierung durch die "Kaiser-Huldigungs-Ausstellung" Urban gemeinsam mit Heinrich Lefler übernahm. Davon zeugt etwa das von Ludwig Ferdinand Graf gestaltete Plakat zum Jubiläumsfestzug.

Der Hagenbund als Plattform der Avantgarde manifestiert sich in der Schau mit Werken von u.a. Oskar Kokoschka, Egon Schiele oder Helene Funke, die als eine der weiblichen Künstlerinnen des Bundes mit ihrem 1907 entstandenen Gemälde "In der Loge" vertreten ist. Aber auch biblische Paradiesvorstellungen finden sich in den Motiven der Hagenbündler, die das Leopold Museum im Raum "Arkadische Sehnsuchtsorte" versammelt, wo etwa Werke von Georg Merkel, Josef Floch oder Ludwig Heinrich Jungnickel zu sehen sind.

Anschließend widmet man sich mit Arbeiten wie "Tulpen" von Robert Kloss oder Georg Jungs "Der Irrtum" der "Formauflösung und Dynamisierung", die in den 1920er-Jahren Einzug hielt. Weitere Kapitel der Schau zeigen sozialkritische Kunst der Zwischenkriegszeit (u.a. von Carry Hauser: "Sehnsucht nach dem Frühling"), die Abbildung des "Lebensgefühls zwischen Amüsement und Ernüchterung" mit expliziter Darstellung von Nacktheit und Erotik und schließlich das Ende des Hagenbundes, der vor dem Hintergrund des Nationalsozialismus zu Emigration, Verfolgung, Ermordung oder Kriegsdienst der Künstler führte, die nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr zusammenfanden.

(S E R V I C E - Ausstellung "Hagenbund. Von der gemäßigten zur radikalen Moderne" im Leopold Museum. 16. September bis 6. Februar. Zur Ausstellung ist ein Katalog in deutscher und englischer Sprache erschienen, 256 Seiten, 29,90 Euro. Infos unter www.lepoldmuseum.org)