APA - Austria Presse Agentur

Letzte Auszählung der Nationalratswahl bringt keine Änderung

Die Landeswahlbehörden nehmen am Donnerstag die letzte Auszählung dieser Nationalratswahl vor. An die 40.000 Briefwahl- und Wahlkartenstimmen, die Sonntag in "fremden" Wahlkreisen abgegeben wurden, sind noch auszuwerten. Ändern werden sie nicht mehr viel. Dafür haben die 917.927 Briefwähler, deren Stimmen am Montag ausgewertet wurden, noch kräftig umverteilt.

Keine Partei hatte danach mehr denselben Mandatsstand wie im Sonntagnacht veröffentlichten Ergebnis der Urnenwahl. Jetzt steht die ÖVP bei 71 (+9) Mandaten, die SPÖ bei 40 (-12), die FPÖ bei 31 (-20), die Grünen bei 26 (+26) und NEOS bei 15 (+5). Die Liste JETZT, die 2017 acht Mandate holte, hat heuer die Vier-Prozent-Hürde verpasst - und kann mit nur 1,85 Prozent auch nicht hoffen, durch die Wahlkarten noch in den Nationalrat zu kommen.

Auch die Wahlbeteiligung - die mit der Briefwahlauszählung auf 75,1 Prozent stieg - wird nicht mehr viel größer werden und somit die zweit-niedrigste der Zweiten Republik bleiben. Denn die am Donnerstag noch zu erwartenden Wahlkarten werden rund 0,8 Prozent der gesamten gültigen Stimmen ausmachen - und somit die Stimmenanteile nur hinter dem Komma ändern. Insgesamt wird freilich ein neuer Rekord an per Briefwahl und Wahlkarte abgegebenen Stimmen erreicht. Fast 20 Prozent der Wähler haben ihren Stimmzettel heuer nicht im "eigenen" Wahllokal in die Urne geworfen, sondern einen anderen Weg gewählt. 2017 waren es 15 Prozent.

Die Mandatsverschiebungen durch die Briefwähler änderten nichts an den möglichen Koalitionen: Nach wie vor hat die ÖVP sowohl mit dem bisherigen Partner FPÖ als auch mit der SPÖ und den Grünen eine Mehrheit im Nationalrat. Rot-Blau ist weit entfernt davon, die Hälfte (92) der 183 Abgeordneten zu stellen. SPÖ und FPÖ kommen zusammen nur auf die 71 Mandate, die die ÖVP jetzt schon alleine hat.

Von der Briefwahl besonders stark profitiert haben heuer die Grünen: Mit der Montags-Auszählung schafften sie in Wien ihr erstes Nationalrats-Ergebnis über 20 Prozent - und holten sich noch vier (zu den sechs vom Sonntag) erste Plätze in Wiener Bezirken. In Tirol zogen die Grünen noch an der SPÖ vorbei auf Platz 3. Das bescherte den Sozialdemokraten ihren ersten vierten Rang bei einer NR-Wahl in Tirol. In Vorarlberg stehen sie noch schlechter da: Dort wurden sie erstmals nur Fünfte - nachdem die Briefwähler NEOS noch auf Rang 4 hoben. Ein kleines Trostpflaster gab es für die SPÖ in der Steiermark: Mit der Briefwahl wurde sie dort doch noch Zweite vor der FPÖ.

Das komplette Ergebnis mit allen Briefwahl- und Wahlkartenstimmen wird voraussichtlich erst spät in der Nacht vorliegen - auch wenn die Zahl der auszuwertenden Wahlkarten wesentlich geringer ist als am Montag. Denn heute sind nur neun Wahlbehörden am Werk, während am Montag 111 Bezirkswahlbehörden auszählten.