Lido Sounds in Linz mit mehr als 70.000 Besuchern

Kammermusik von Soap & Skin beim Sommerfestival
Das zweite Lido Sounds ist am Sonntag ins Finale gegangen. Zum Abschluss werden am Abend die Britpop-Helden The Libertines und Sam Smith mit seinen Glamour-Outfits erwartet. Die Frage lautete: Bleibt ein Regen aus? Am Nachmittag sorgte Anja Plaschg alias Soap & Skin mit einem für ein Sommerfestival untypischen, aber umso spannenderen Auftritt für eine Alternative zu Punkrock und Rap. Über 70.000 Fans kamen laut Veranstalter an vier Tagen auf das Urfahraner Jahrmarktgelände.

Soap & Skin inszenierte bei Tageslicht und Hitze auf der Mainstage ein Kammerkonzert, das sie mit "The End" am Klavier begann. Schluss mit lustig, hier wird zugehört und gestaunt. Nach einer anschließenden Kakophonie aus Streicher, Trompeter und einem dröhnenden Bass sang Plaschg wunderschöne Stücke zwischen Melancholie und anspruchsvollem Art-Pop, bei dem einem der Schauer wohlig über den Rücken lief. Elektronische Versatzstücke hatten ebenso Platz wie zarte Klaviertöne (die zwischendurch aber durchaus auch wild ausfielen), alles getragen von Plaschgs intensiver Stimme bei zu eigen gemachten Stücken von The Doors, David Bowie und Lana del Rey. Soap & Skin ist eine Naturgewalt!

Wilder ging es bei The Hives zu, die Schweden rockten trotz immer noch warmer Temperaturen in ihren charakteristischen Anzügen die Ahoi! Pop Summer Stage. Angeführt von Sänger Howlin' Pelle Almqvist knallte die 1993 in Fagersta/Südschweden gegründete Band Nummer um Nummer, u.a. "Delete" raus und brachte ehrlichen, gitarrenlastigen Alternative-Rock nach Linz. Beim Bad in der Menge hielt Almqvist ein Schild mit der Aufschrift "More Energy" in die Höhe - mehr war eigentlich nicht möglich. Deutschen Punkrock präsentierte davor die Bremer Band mit dem klingenden Namen Team Scheisse.

Auf der Mainstage eröffnete Christl den letzten Lido-Sounds-Tag 2024 mit einer schrägen Performance. Die eintrudelnden Besucherinnen und Besucher kamen nach vorn, als die ersten Akkorde erklangen, viele hielten sich aber auch in den Schattenplätzen im Hintergrund. Die Wienerin - gebürtige Oberösterreicherin - performte ganz in Weiß und barfuß, bei "Green Blue Violet (Love is Pain)", einer Single des gleichnamigen, heuer erschienenen zweiten Albums der 23-Jährigen, hatte sich der Platz vor der Bühne bereits etwas gefüllt.

Danach drückte Skofi aus Wien mit ihrem Produzenten Skyfarmer aufs "Gaspedal" - und wirbelte bei über 30 Grad Celsius über die Bühne - mit Pausen bei stilleren Nummern. Mit "Spiegelverkehrt" - 2023 erschien ihr erstes Album "Lass mich los" - verabschiedete sich die sympathische Rapperin, DJ und Produzentin. Auf der Ahoi! Pop Summer Stage kam der Linzer Anda Morts als erster Act dran, mit Indie-Punk - sein neues Album "Montage" kam heuer heraus - begeisterte er die Fans vor "Mom I Made It"-Label-Kollege Salo. Der Wiener Post-Punker war kurzfristig für Kaffkiez eingesprungen.

Das Vertrauen seiner Besucherinnen und Besucher hat das Lido Sounds schon im zweiten Jahr erspielt, denn 5.000 kauften bis Sonntagmittag die "Katze aus dem Sack" - Drei-Tagespässe zum Sonderpreis von 149,99 Euro - direkt am Festival für das kommende Jahr, obwohl mit Beatsteaks, Betterov, Mira Lu Kovacs, dem Schmusechor, Uche Yara und Annenmaykantereit erst wenige Bands feststanden.

Seitens der Polizei hatte es bis zum letzten Festivalnachmittag nur "Kleinigkeiten" gegeben, keine Körperverletzung und keine Schlägerei. Der Arbeiter-Samariterbund versorgte rund 150 Patientinnen und Patienten bis Sonntagnachmittag in zwei Großambulanzen - für die Besucherzahl "eine übliche Anzahl an Versorgungen", so Einsatzleiter Michael Gruber in einer Presseaussendung. Die meisten Beschwerden waren hitzebedingt, aber auch einige Unfälle galt es zu versorgen, die meisten Leute konnten nach ambulanter Behandlung wieder auf das Festgelände entlassen werden. "Täglich waren zwischen 70 und 110 Kolleginnen und Kollegen in verschiedenen Funktionen im Einsatz", so Gruber, der die "hervorragende Zusammenarbeit mit dem Veranstalter und allen anderen Einsatzorganisationen" lobte.

(S E R V I C E - www.lidosounds.at)

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