Linkskandidat bei Wahlen in Peru knapp voran

Pedro Castillo stammt aus einer bäuerlichen Familie
Bei der Stichwahl um das Präsidentenamt in Peru liegt der Sozialist Pedro Castillo nach Abschluss der Stimmenauszählung hauchdünn in Führung. Er kommt auf 50,125 Prozent, seine konservative Rivalin Keiko Fujimori auf 49,875 Prozent, teilte die Wahlkommission am Dienstag mit. Fujimori hat allerdings Wahlbetrugsvorwürfe erhoben und versucht, auf gerichtlichem Wege einige Stimmen für ungültig erklären zu lassen. Eindeutige Belege für ihre Vorwürfe hat sie nicht vorgelegt.

Castillo stammt aus einer kleinbäuerlichen Familie aus der Provinz Chota im Norden des Landes und hatte 2017 einen Lehrer-Streik angeführt. Sollte sich das Ergebnis bestätigen, würde der weltweit zweitgrößte Kupferproduzent politisch stark nach links rutschen. Seine Partei "Free Peru" beschreibt sich selbst als marxistisch-leninistisch. Castillo will einen sozialistischen Staat aufbauen, die Medien kontrollieren und das Verfassungsgericht abschaffen. Im Wahlkampf warb er zudem für eine Verfassungsreform, den Umbau des Pensionssystems und die Verstaatlichung der Gasindustrie. Die Finanzmärkte begegnen ihm deshalb mit Skepsis.

Keiko Fujimori ist die Tochter des früheren Präsidenten Alberto Fujimori und steht in der weitverzweigten Affäre rund um den brasilianischen Baukonzern Odebrecht unter Korruptionsverdacht. Sie bewirbt sich bereits zum dritten Mal um das höchste Staatsamt. 2011 und 2016 landete Fujimori in der Stichwahl jeweils knapp hinter ihren Konkurrenten. Sie hatte bei ihrer Stimmabgabe versprochen, im Gegensatz zum vorherigen Mal das Ergebnis auch im Falle einer Niederlage zu akzeptieren. Fujimori will im Gegensatz zu Castillo auf den freien Markt setzen, um die wirtschaftliche Stabilität des Landes zu sichern. Sie gilt als "Kandidatin der Reichen", während Castillo als "Kandidat der Armen" bezeichnet wird.

Nach einem Jahr der politischen Turbulenzen waren am 6. Juni 2021 mehr als 25 Millionen Peruaner zur Stichwahl um das Präsidentenamt gerufen. Die Herausforderungen für den neuen Präsidenten oder die neue Präsidentin sind enorm: Peru leidet besonders stark unter der Corona-Pandemie. Das Land mit seinen rund 32,5 Millionen Einwohnern hat eine der höchsten Sterblichkeitsraten weltweit. Zudem ist die Wirtschaft stark eingebrochen. Im Landesinneren sind außerdem noch immer Splittergruppen der Guerillaorganisation Sendero Luminoso (Leuchtender Pfad) aktiv.

Kommentare