APA - Austria Presse Agentur

Linzer Brucknerfest mit "allen Neunen" des Namensgebers

Zum ersten Mal in der 45-jährigen Geschichte des Linzer Brucknerfestes kommt es heuer zur Gesamtaufführung aller neun Sinfonien des Namensgebers. Den Auftakt machte Sonntagabend im Großen Saal des Brucknerhauses das Bruckner Orchester Linz unter Markus Poschner mit der Sinfonie Nr. 1 c-moll WAB 101 in der "Linzer Fassung" von 1877 - ein klang-prächtiges Eröffnungskonzert des Klassik-Festivals.

Das Orchester und sein Chefdirigent werden im Verlauf des Festivals auch Bruckners Sinfonien Nr. 3 und Nr. 9 spielen. Ebenfalls drei Sinfonien - die 5., 6. und 7. - wird Valerij Gergiev mit den Münchner Philharmonikern zu Gehör bringen. Die Sinfonie Nr. 2 steht auf dem Programm des Orchestre des Champs-Elysees unter der Leitung von Philippe Herreweghe. Neeme Järvi und das Staatliche Sinfonieorchester Estlands bringen Bruckners 4. Sinfonie zum Brucknerfest mit, und die 8. Sinfonie schließlich steht auf dem Programm des Konzerthausorchesters Berlin unter Eliahu Inbal.

Zusätzliche Aufführungen von Werken Anton Bruckners - darunter sakrale und weltliche Chormusik, Orgelwerke, Klavier- und Orchesterstücke - sorgen für eine Präsenz des bedeutenden Komponisten wie noch bei keinem des nach ihm benannten Festivals. Aus Anlass des 150. Geburtstages Anton Bruckners wurde 1974 das erste Internationale Brucknerfest Linz veranstaltet.

Gleich das Eröffnungskonzert verdeutlichte das Motto "Neue Welten" des diesjährigen Brucknerfestes: Mit seiner ersten Sinfonie hat sich Bruckner mutig neuen Klangwelten zugewandt. Und Antonin Dvoraks einleitend gespielte 9. Sinfonie verweist bereits mit ihrem Untertitel auf die geografische Herkunft und sinfonische Richtung "aus der neuen Welt".

In beiden Werken zeigten sich Markus Poschner und sein Bruckner Orchester in künstlerischer Hochform. Für den Dirigenten, der seit zwei Jahren an der Spitze des Klangkörpers steht, ist es die erste Beschäftigung mit Bruckners sinfonischem Erstling in Oberösterreich. Mit intensiven Gesten und sprechender Mimik, anfeuernd und begeisternd, reißt er sein Orchester mit zu den "neuen Welten". Er lässt den langsamen Stellen - etwa im berühmten sehnsüchtigen Largo in Dvoraks Neunter oder bei Bruckners Adagio - Zeit sich zu entwickeln, er baut die Steigerungen nachvollziehbar auf und hält die Spannung durch bis zum über-strahlenden Blech.

Und sowohl das böhmische als auch das oberösterreichisch Tänzerische in beiden Sinfonien wird mit Genuss ausgespielt - was ja für den Bayern Markus Poschner keine Herausforderung ist. Das Bruckner Orchester beginnt die neue Saison also höchst motiviert. Lang anhaltender, mit Bravorufen gespickter, Beifall.