Luhrmanns Schmachtstreifen "Australia" als Serie bei Disney+
Baz Luhrmanns Abenteuermelodram aus 2008 war eine 165 Minuten lange Hommage an sein Heimatland, ein altmodisches Epos, das sich ganz bewusst an Hollywoodfilmklassikern wie "Vom Winde verweht" orientierte (aber nicht an sie herankam) mit sehr vielen Anspielungen an "Der Zauberer von Oz". Da es sich um eine Inszenierung von Luhrmann handelte, dem Mann hinter ausschweifenden Filmen wie "Moulin Rouge" und "Elvis", kam dieses ausgedehnte Epos mit feurigen Sonnenuntergängen, galoppierenden Pferden und einer großen Liebe zwischen den zwei bekanntesten australischen Stars daher.
Kidmans schöne, englische Lady verliebte sich in Jackmans verschwitzen, sexy Grobian, der Crocodile Dundee wie einen Amateur aussehen ließ. Auf ihrem Weg wuchsen sie mit dem süßen Aborigine-Buben Nullah (Brandon Walters) zu einer Kleinfamilie zusammen. Aber alle Kinder gemischter Abstammung wurden auf eine Insel verschleppt. Und dann war da noch der Krieg und die Bombardierung der Hafenstadt Darwin.
Luhrmann hat bekanntermaßen mehrere Enden für den Originalfilm gedreht, und in der Serie, die bisher unveröffentlichtes Material enthält, hat er sich für ein neues entschieden. Wer gehofft hat, dass es den Ruf des Films wiederherstellen würde, wird enttäuscht sein. Es wurden auch keine neuen Szenen gedreht, was bedeutet, dass die Schauspieler ganz ohne De-Aging um 15 Jahre jünger aussehen. Die Geschichte in der sechsteiligen Serie ist genau dieselbe, sie ist nur etwa eine Stunde länger.
Vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges kommt die englische Adlige Lady Sarah Ashley (Kidman) nach Down Under, um sich von ihrem Ehemann scheiden zu lassen. Gleich nach ihrer Ankunft muss sie jedoch feststellen, dass ihr Mann ermordet wurde und ihr 1.500 Rinder hinterlassen hat. Sie heuert schließlich den groben Viehtreiber "Drover" (Jackman) an, der die Herde mit ihr durch die unbarmherzige Landschaft Australiens treiben soll, um sie zu verkaufen. Natürlich hassen die beiden sich - und dann lieben sie sich.
Die Serie hüpft genauso wie das Paar und der Film fröhlich durch ein Gemisch aus Stimmungen und Stilen, das von breit angelegter Komödie im Stil von "Crocodile Dundee" bis hin zu einer epischen Romanze wie "Jenseits von Afrika" reicht. Im Jahr 2008 bekam der damals elfjährige Brandon Walters aus gutem Grund viel Lob für seine Rolle als Kind "der gestohlenen Generation". Er bekommt hier ein bisschen mehr Spielzeit, aber es hat sich nicht radikal viel verändert. Insbesondere geht die Serie nicht auf die damalige Kritik ein, dass der Film seine indigenen Figuren zu eindimensionalen Archetypen degradiert. Sicher, der Vorspann wurde von indigenen Künstlern liebevoll neugestaltet, aber darüber hinaus bleibt "Australia" eine Geschichte von weißen Rettern.
Letztendlich könnte der größte Unterschied von "Australia", dem Film, und "Australia - Die Serie", das Seherlebnis sein. Wie schon im Originalfilm sorgen die großzügigen, weiten Postkartenbilder mitunter für einen atemberaubenden Anblick, aber als TV-Serie verliert "Australia" etwas von seinem Bombast.
(Von Marietta Steinhart/APA)
(S E R V I C E - www.disneyplus.com/de-de/series/australia-die-serie/430rcSI0zbh9)
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