APA - Austria Presse Agentur

Lula gegen Bolsonaro: Richtungswahl in Brasilien

Nach einem hitzig geführten Wahlkampf stimmen die Brasilianer über ihren neuen Präsidenten ab. Der linke Ex-Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva (2003-2010) fordert am Sonntag den rechten Amtsinhaber Jair Bolsonaro heraus. In den Umfragen liegt Lula deutlich vorn. Allerdings hat Präsident Bolsonaro bereits im Vorfeld Zweifel am Wahlsystem gestreut und angedeutet, das Ergebnis möglicherweise nicht anzuerkennen.

Die Wahl hat die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas extrem gespalten. Lula nennt Bolsonaro wegen dessen zögerlicher Corona-Politik einen Völkermörder, Bolsonaro schimpft seinen Kontrahenten nach dessen Verurteilung wegen Korruption einen Dieb. In den vergangenen Monaten wurden mindestens drei Lula-Anhänger von mutmaßlichen Bolsonaro-Anhängern getötet. Die Unterstützer des Amtsinhabers fordern immer wieder unverhohlen einen Militärputsch.

Die Präsidentenwahl in Brasilien hat auch für den Rest der Welt eine große Bedeutung. Als riesiger Kohlenstoffspeicher spielt das Amazonasgebiet im Kampf gegen den weltweiten Klimawandel eine wichtige Rolle. Gerade angesichts der angespannten Lage auf dem Energie- und Lebensmittelmarkt wegen des Ukraine-Kriegs ist das Land mit seinen enormen natürlichen Ressourcen und seiner großen Agrarwirtschaft auch ein interessanter Handelspartner.

Mehr als 156 Millionen Wahlberechtigte sind am Sonntag aufgefordert, über ihren neuen Staatschef abzustimmen. Auch Abgeordnete, Senatoren und Gouverneure werden gewählt. Es besteht Wahlpflicht. Sollte im ersten Wahlgang keiner der Kandidaten mehr als 50 Prozent der Stimmen erhalten, treffen die beiden stärksten Bewerber am 30. Oktober ihn einer Stichwahl aufeinander.