Machtkampf "Gerber vs. Thaler" um Tirols Wirtschaftsbund

Der nunmehrigen Wahl vorausgegangen war ein fast halbjähriges "Hauen und Stechen", das im vergangenen September mit der überraschenden Ankündigung Gerbers, kandidieren zu wollen, seinen Ausgang genommen hatte. Damals warf der Wirtschaftslandesrat seinen Hut noch gegen den wortgewaltigen Zillertaler Seilbahnen-Chef Hörl in den Ring. Ein "Generationenwechsel" müsse her und Hörl wie von ihm ursprünglich angeblich selbst angekündigt anderen Platz machen, meinte der 43-jährige Gerber in Richtung des Nationalratsabgeordneten. Dieser war darob sehr erbost, ortete Verrat bzw. ein hinterlistiges Spiel und sprach gegenüber der APA davon, "überfallen" worden zu sein.
Im Jänner schließlich die Wende: Hörl, der heuer wieder in den Nationalrat einziehen will, verzichtete auf eine Kandidatur zugunsten Thalers. Die erst seit kurzem als Kammerpräsidentin amtierende 41-jährige Noch-EU-Abgeordnete will mit einem möglichen Sieg auch wieder die vor der Hörl-Ära bestandene "Personalunion" aus Kammerchefin und Wirtschaftsbundobfrau herbeiführen, die "ein Vorteil" wäre. Thaler wird auf ihrem Wahlvorschlag unter anderem von einflussreichen Granden wie dem Wirtschaftskammervizepräsidenten, Landesinnungsmeister und Bauunternehmer Anton Rieder, der als ihr Stellvertreter kandidiert, unterstützt.
Gerber wiederum wartet unter anderem mit seiner Regierungskollegin, ÖVP-Landesrätin Cornelia Hagele, sowie einer Mehrheit der Bezirks-Wirtschaftskammer- und Wirtschaftsbundchefs auf. Der Wirtschaftslandesrat und Touristiker - seit 2022 in der Landesregierung - wandte sich gegen eine "One-Woman-Show" sowie jene erwähnte "Personalunion" und warb stattdessen mit seinem Landesratsposten als "Asset".
Tirols Landeshauptmann und ÖVP-Landesparteichef Anton Mattle, selbst Wirtschaftsbündler, hielt sich übrigens aus dem schwarzen Wettrennen, das sich immer mehr zur Zerreißprobe entwickelte, wohlweislich heraus. Dem Landeschef seien beide an der Bund-Spitze recht, verlautete es sinngemäß.
Besonders brisant: Sowohl Thaler als auch Gerber - beiden ist karrieretechnischer Ehrgeiz nicht fremd - gelten immer wieder als mögliche Landeshauptmann-Nachfolgekandidaten, sollte Mattle in ferner Zukunft sich einmal zurückziehen. Für beide würde eine Niederlage am Freitag somit einen doch beträchtlichen Dämpfer im persönlichen Karriereweg darstellen.
Und auch für eine weitere Polit-Karriere dürfte der heutige Showdown zumindest wegweisend sein: Für jene Hörls. Schafft es Thaler, steigen seine Chancen auf eine aussichtsreiche Kandidatur für den Nationalrat. Obsiegt Gerber, wird es bedeutend schwerer.
Allgemein wurde ein knapper Wahlausgang erwartet. Die Versammlung fand den Statuten gemäß unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Ein Ergebnis wurde für 17.30 Uhr erwartet.
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