Manifesta 15: Region Barcelona erforscht Wege in die Zukunft

Hedwig Fijen und Barcelonas Bürgermeister Jaume Collboni
Die 15. Ausgabe der europäischen Wanderbiennale Manifesta geht ab Sonntag mit künstlerischen Mitteln der Frage nach, wie die Bewohnerinnen und Bewohner der Metropolregion Barcelona eine wichtigere Rolle für sozialen und ökologischen Wandel spielen können. Bei der Eröffnungspressekonferenz am Donnerstag machten politische Entscheidungsträger und Manifesta-Verantwortliche dabei deutlich, dass der Kunstevent vor allem auch die Dezentralisierung der Region unterstützen soll.

"Diese Manifesta ist riesengroß und größer als je zuvor, in einer 3.000 Quadratkilometer großen Region mit mehr als drei Millionen Einwohnern. Das sind 12 Mal mehr Menschen als (2022 bei der 14. Ausgabe, Anm.) in Prishtina", sagte die langjährige Chefin der "europäischen nomadischen Biennale", Hedwig Fijen. Abgesehen vom Festivalzentrum im ehemaligen Sitz des Verlags Gustavo Gili in Barcelona selbst, spielt sich die diesjährige Manifesta bis Ende November vor allem in elf Umlandkommunen nördlich, südlich sowie westlich der katalanischen Metropole ab.

Inhaltlich gliedert sich das Programm in die Cluster "Eine Balance in Konflikten finden", "Heilen und Fürsorge" und "Vorstellungen der Zukunft", die über insgesamt 16 Locations verteilt sind. Das Gesamtbudget der Gesamtveranstaltung macht knapp neun Millionen Euro aus, die Verantwortlichen gingen am Donnerstag von resultierenden Kapitalrückflüssen im Ausmaß von fünf Millionen aus.

Von einer zentralen Rolle der vor Ort vorhandenen Communitys für die Veranstaltung sprach seinerseits der Bürgermeister von Barcelona, Jaume Collboni. Er betonte, die Verwaltung der Region habe schon in der Vergangenheit etwa mit einem Tanzfestival versucht, die Metropolregion Barcelona als eine kulturelle Einheit zu positionieren. "Ich bin sicher, dass am Ende des Festivals Relevantes, Nachhaltiges und Erinnerungen für die Communitys zurückbleiben werden", sagte der sozialdemokratische Stadtchef.

"Die Kraft der Manifesta besteht darin, dass sie sich mit dem Imaginieren der Zukunft beschäftigt. Denn unsere zentrale kulturelle Krise besteht derzeit darin, dass wir uns keine Zukunft vorstellen können, die besser als die Vergangenheit ist", erklärte der aus Barcelona stammende Kulturpolitiker Jordi Martí, der seit 2023 als Staatssekretär für Kultur in der spanischen Regierung in Madrid amtiert. Diese Biennale sei nicht dazu da, noch radikalere Künstler einzuladen, sondern die Region als Ausgangspunkt zu verwenden, um Undenkbares zu erdenken und über die Zukunft zu reflektieren, erläuterte Martí.

Weitgehend ausgeklammert bei der diesjährigen Manifesta bleibt indes das aus internationaler Sicht heißeste regionale Thema der letzten Jahre: "Wir tangieren die Frage der katalanischen Unabhängigkeit absolut nicht", erklärte die Niederländerin Fijen auf APA-Nachfrage. Etwas thematisiert würde diese Frage nur in einem Projekt des Princeton-Professors Germán Labrador, der sich im modernistischen Gili-Gebäude mit radikalen politischen Projekten aus der lokalen Geschichte beschäftigt.

Kommentare