Marie Rötzer am Landestheater Niederösterreich verlängert

Marie Rötzer bleibt Chefin des Landestheaters Niederösterreich
Seit der Saison 2016/17 ist Marie Rötzer künstlerische Leiterin des Landestheaters Niederösterreich. Bereits einmal wurde ihr Vertrag verlängert. Mit der heutigen Vertragsverlängerung über weitere fünf Jahre wird sie bis 2027/28 in St. Pölten tätig sein. Die Frage der APA, ob sie das als Bestätigung dafür nehme, alles richtig gemacht zu haben, beantwortet Rötzer lachend mit einem glatten "Ja!". Tatsächlich habe sie ihre Vorhaben umsetzen können. Nun gehe es um Vertiefung.

"Besonders wichtig war mir, ein europäisches Narrativ zu entwickeln - mit einem Theater, das nach Europa hinausschaut, das sich aber auch Europa hereinholt", sagt die 54-jährige gebürtige Niederösterreicherin, die ihre Karriere als Dramaturgin am Stadttheater St. Pölten begonnen hatte und vor fünf Jahren von Hamburg wieder heimkehrte. Sie habe die bereits von der früheren Leiterin Isabella Suppanz begonnenen internationalen Gastspiele ausbauen und auch echte Koproduktionen wie zuletzt mit Luc Perceval und dem NT Gent oder mit dem Grand Théâtre de la Ville de Luxemburg verwirklichen können. Regisseure aus Kroatien und Ungarn hätten am Haus gearbeitet, "und auch in der nächsten Saison haben wir wieder eine ungarische Regisseurin am Start".

"Besonders wichtig ist mir ein diverses Ensemble. Da werden wir noch mehr in die Mehrsprachigkeit gehen. Unsere Gesellschaft ist viel multilingualer als wir denken. Das macht ja Europa auch aus!" Sie sei glücklich, wie sehr das Publikum inhaltlich wie ästhetisch ihren Weg mitgegangen sei, meint Rötzer. Dieses käme aus der niederösterreichischen Landeshauptstadt und dem Umland ebenso wie aus der Bundeshauptstadt. "So wie die St. Pöltenerinnen und St. Pöltener natürlich auch in die Wiener Theater gehen, denkt das Wiener Publikum uns mit, wenn es seinen Theaterbesuch plant."

In ihrer nächsten Leitungsperiode möchte Rötzer die Bemühungen des Theaters in den Bereichen Partizipation, Digitalität und Diversität noch weiter ausbauen und inhaltlich deutlicher als bisher auf Zukunftsthemen setzen. "Das betrifft die Bereiche Umwelt, Klimakrise und Nachhaltigkeit ebenso wie soziale Ungerechtigkeiten oder die Genderdebatte. Schon in der nächsten Saison werden zu 90 Prozent Regisseurinnen bei uns arbeiten." Dass St. Pölten doch nicht Europäische Kulturhauptstadt 2024 werde, sei "schon ein bisschen schade", sagt sie. Dennoch werde es 2024 ein internationales Festival geben, bei dem mit dem künstlerischen Leiter Christoph Gurk viele der ursprünglichen Ideen verwirklicht werden können.

Finanziell sei das Landestheater Niederösterreich als Teil der NÖKU-Gruppe gut abgesichert und habe bisher so auch die Pandemie gut bewältigen können. "Auch unsere Schutz-Maßnahmen mit Impf- und Teststraßen, Maskenpflicht und Abstand haben sich sehr bewährt. Wir hatten keinen Cluster." Doch "das Virusgeschehen ist unberechenbar". Daher werde man selbstverständlich auch Maßnahmen wie etwa 2G-plus mittragen. Eines ist für Rötzer jedoch undenkbar: geschlossen zu bleiben, wenn man aufsperren dürfte. "Wir sind ein subventioniertes Unternehmen, das den Auftrag hat zu spielen. Auch das Publikum, das nach dem letzten Lockdown richtig ausgehungert war, erwartet das von uns. Wenn wir dürfen, sperren wir auf!"

Das neue Jahr beginnt mit einem Coup. Erstmals inszeniert der deutsche Regisseur Frank Castorf in St. Pölten. Er soll - wenn Corona es zulässt - am 29. Jänner das Stück "Schwarzes Meer" seiner früheren Lebensgefährtin Irina Kastrinidis zur Uraufführung bringen. Der deutsche Regie-Altmeister liebt es bekanntlich, in seiner Arbeit alle Grenzen auszuloten. Mit welchen Gefühlen blickt Marie Rötzer diesem Abenteuer entgegen? "Ich habe ihm gleich gesagt, dass ich das Landestheater nicht sprengen werde, um es auf Burgtheater-Größe zu bringen", lacht die Theaterchefin. "Aber ich denke, Castorf hat gerade deshalb so große Lust an unserem Haus zu arbeiten, weil es sich von den großen Tankern unterscheidet und dadurch für dieses intime, sehr persönliche Projekt eignet."

(Das Gespräch führte Wolfgang Huber-Lang/APA)

(S E R V I C E - https://www.landestheater.net)

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