APA - Austria Presse Agentur

Márki-Zay führt bei Vorwahl der ungarischen Opposition

Bei der Vorwahl der Opposition für die Parlamentswahl im Frühjahr 2022 liegt der liberalkonservative Kandidat Péter Márki-Zay von der Bewegung "Ungarn gehört einem jeden" laut ersten Ergebnissen deutlich vorn. Nach Auszählung von mehr als 50 Prozent der Stimmen sicherte sich Márki-Zay in der Stichwahl 204.873 Stimmen und damit 59,07 Prozent der Stimmen, die Sozialdemokratin Klara Dobrev lag am Abend mit 141.938 Stimmen bei 40,93 Prozent, berichtete das Onlineportal "hvg.hu".

Márki-Zay zeigte sich am Abend bereits zuversichtlich; Dieses Teilergebnis würde Grund zu außerordentlichem Optimismus geben, sagte er gegenüber "hvg.hu". Insgesamt beteiligte sich 662.000 Bürger an der zweiten Runde der Vorwahl der Opposition zur Kür eines Spitzenkandidat, der im kommenden Frühjahr den rechtskonservativen Regierungschef Viktor Orban herausfordern soll. Ein Cyberangriff am Samstag hatte die Online-Abstimmung zeitweise gestoppt bzw. erschwert, berichtete das Onlineportal "hvg.hu" am Sonntag. Umfragen im Vorfeld hatten keinen klaren Sieger prognostiziert.

In der ersten Wahlrunde hatte Dobrev 34,8 Prozent der Stimmen erreicht, gefolgt vom grün-liberale Budapester Bürgermeister Gergely Karácsony mit 27,3 Prozent und Márki-Zay mit 20 Prozent. Karácsony hatte nach der ersten Runde zugunsten von Márki-Zay auf eine Teilnahme in der zweiten Wahlrunde verzichtet. Karácsony und Márki-Zay hatten immer wieder betont, mit Dobrev als Spitzenkandidatin könnte Premier Orban bei den Parlamentswahlen nicht bezwungen werden. Als Grund wurde ihre Ehe mit dem umstrittenen Ex-Regierungschef Ferenc Gyurcsány genannt.

Der Politikwissenschafter Zoltan Kiszelly sieht auch Márki-Zay durchaus kritisch. Gegenüber der APA bezeichnete er den liberalkonservativen Kandidaten als "ungarischen Trump". Márki-Zay würde sich als Anti-Establishment-Kandidat präsentieren. Damit wollte er sich von der Zeit vor dem Regierungswechsel 2010 distanzieren und Wähler ansprechen, die mit dieser Zeit unzufrieden sind, betonte Kiszelly. Márki-Zay würde sich als "Opposition der Opposition", als "Erneuerung der Opposition", als "Hoffnungsträger" empfehlen und damit Punkte sammeln. Da Márki-Zay über keine eigene Partei verfüge, müsse er gezwungenermaßen mit den anderen Oppositionsparteien ein Bündnis schließen.

Es käme dann die "Gretchenfrage". Während Márki-Zay für eine Expertenregierung stimme, dränge vor allem die Demokratische Koalition (DK) auf eine Politiker-Regierung. Würde Márki-Zay nach einem möglichen Sieg dieses Bündnis schließen, auch mit der DK von Ferenc Gyurcsány, würde Fidesz ihn umgehend mit dem umstrittenen ehemaligen Premier Gyurcsány gleichsetzen. Es würde in Budapest auch "gemunkelt", dass Márki-Zay dieses Bündnis sprengen und sich mit der liberalen Partei Momentum und anderen ihn unterstützenden Parteien und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens eine eigene Liste, eine eigene Machtbasis schaffen wolle. Diese Konstellation wäre für Fidesz weit gefährlicher, betonte Kiszelly.