APA - Austria Presse Agentur

Massenproteste im Fernen Osten Russlands reißen nicht ab

Die Massenproteste im Fernen Osten Russlands gegen die Festnahme des Gouverneurs Sergej Furgal reißen trotz Warnungen der Behörden nicht ab. Auch am Sonntag gingen wieder zahlreiche Menschen in der Großstadt Chabarowsk auf die Straßen, um gegen das Vorgehen Moskaus in dem Fall zu demonstrieren, wie russische Agenturen meldeten.

Furgal wurde vor zwei Wochen festgenommen. Die Ermittler werfen dem Politiker der nationalistischen Partei LDPR vor, an einem Mord vor rund 15 Jahren beteiligt gewesen zu sein. Der Gouverneur der Region sitzt seitdem in Untersuchungshaft in Moskau und bestreitet die Vorwürfe.

Das Gesundheitsamt rief die Menschen auf, wegen der Corona-Pandemie zuhause zu bleiben und andere Bewohner nicht zu gefährden. In den nächsten Tagen sind wieder Protestaktionen geplant. Zuletzt sammelten sich beinahe täglich Tausende Menschen in Chabarowsk. Die Stadt liegt an der Grenze zu China, rund 8.000 Kilometer östlich von Moskau. Mit Slogans wie "Wir sind der Ferne Osten" oder "Finger weg von Furgal" kritisierten die Menschen den Einfluss Moskaus auf die Politik ihrer Region. Beobachtern zufolge demonstrierten am Samstag bei Sommerhitze bis zu 85.000 Menschen friedlich in Chabarowsk. Es sind die größten Proteste seit Jahren in der Region.

Furgal hatte vor knapp zwei Jahren den Kandidaten der Kremlpartei Geeintes Russland bei der Wahl überraschend geschlagen und den Posten des Gouverneurs übernommen. Nach Angaben des LDPR-Parteichefs Wladimir Schirinowski soll bereits am Montag ein vorläufiger Nachfolger für Furgal als Gouverneur ernannt werden. Wenn Furgal aber freigelassen werde, solle er den Posten wieder übernehmen, sagte er.